Unser Vereinsmitglied Jutta engagiert sich nicht nur für Meerschweinchen, sondern hilft tatkräftig auch den mit so viel Hass verfolgten Stadttauben:

"Ich bin sehr dankbar, dass mir der Verein SOS Meerschweinchen angeboten hat, dass ich hier auch über andere Tiere als Meeris schreiben darf. Ich war einige Zeit Patenpflegestelle bei SOS-Meerschweinchen und für mich ist es der beste Verein, den ich je kennengelernt habe. Wirklich großartig, dass ich hier jetzt über Stadttauben schreiben darf – es gibt so viele Tiere, die unsere Hilfe dringend benötigen...

Als ich mein geliebtes Meerschweinchen Dylan wegen eines großen Tumors im Bauchraum „einschläfern“ lassen musste, ihn während des Sterbens in meinen Armen gehalten habe, war ich an einem Punkt angelangt, wo ich dieses ständige Abschiednehmen nicht mehr ertragen konnte. Ich habe über die Jahre viele Kaninchen und Meerschweinchen aus Altersgründen oder wegen schwerwiegenden Erkrankungen „gehen lassen“ müssen und jedes Mal war der Schmerz unendlich groß.
Ohne Tiere zu leben kommt aber für mich nicht in Frage. Ich lebe schon seit Jahren mit Kanarienvögeln und Zebrafinken zusammen. Wenn einer von ihnen gestorben war (eine tierärztliche Untersuchung und Behandlung ist nur in den seltensten Fällen möglich, da die Vögel einfach zu klein und zu „zerbrechlich“ sind), war ich zwar auch jedes Mal sehr traurig, aber der Sterbeprozess kam mir bei so kleinen Vögeln irgendwie leichter vor. Ich dachte, ich könnte mich vor diesem schlimmen Abschiedsschmerz bei Meeris schützen, wenn ich Vögel aufnehmen würde, die in Not geraten sind.

Zwischenzeitlich bin ich auf das Elend unter den Stadttauben aufmerksam geworden und ich beschloss hier zu helfen. Bevor ich euch zeige, wie schön und unproblematisch es ist mit Tauben in der Wohnung zusammen zu leben und wie sensibel und liebenswert diese Tiere sind, möchte ich mit einigen Vorurteilen über Tauben aufräumen:

- Taubenkot überträgt Krankheiten
Falsch! Taubenkot ist nicht gefährlicher als Hunde- oder Katzenkot. Event. Krankheiten können nur von Taube zu Taube übertragen werden, z. B. können Taubenkokzidien nicht auf andere Vogelarten übertragen werden, sie sind Tauben-spezifisch.

- Tauben „kacken“ alles voll und an Gebäuden entstehen Schäden in Millionenhöhe
Falsch! Der Taubenkot liegt im pH-neutralen Bereich und ist nur ganz schwach säuerlich. Gebäude werden heute fast nur noch durch schädliche Umwelteinflüsse beschädigt. Die „Kacke“ ist lediglich ein optisches Problem, das durch Gebäudereinigung leicht zu beheben ist.

- Tauben finden genug Nahrung
Falsch! Die Stadttauben sind zu 1/3 unterernährt. Die normale Nahrung von Tauben sind Sämereien, Weizen, Erbsen, Mais. Diese Nahrungsquelle finden die Tauben aber in der Stadt nicht. Stattdessen schlucken sie alles in sich hinein um ihren Hunger zu stillen, z.B. Abfälle, verschimmelte Lebensmittelreste, Erbrochenes, Zigarettenkippen

Und noch weitere erschreckende Fakten:

  • Stadttauben sind verwilderte Brieftauben, also Haustiere. Brieftauben, die nicht in der vom Züchter gewünschten Zeit nach Hause kommen, werden vom Züchter getötet. Andere finden den Weg nicht mehr nach Hause und versuchen in der Stadt zu überleben. Hochzeitstauben werden meist von Raubvögeln getötet, da sie wegen ihrer auffälligen weißen Farbe leicht zu entdecken sind. Wenn sich die Menschen über die Tauben beschweren, ist es also ein Problem, dass die Taubenzüchter zu verantworten haben. Stadttauben sind „ausgesetzte“ Haustiere, unsere Straßentiere, wie etwa in Spanien die Hunde.
  • Stadttauben werden nur ca. 2 – 3 Jahre alt. Sie sterben an Hunger und Stress weit über unter ihrer normalen Lebenserwartung, die bei bis zu 20 Jahren liegt
  • Die Überlebensrate bei den Taubenjungen liegt bei 10%, d.h. 90 % der Tauben überleben das erste Lebensjahr nicht
  • Stadttauben sind oft ganz brutalen Quälereien durch Taubenhasser ausgesetzt, „Entsorgen“ eines Nestes mit Taubenbabys im Mülleimer, Fußtritte, absichtliches Überfahren von Tauben auf der Strasse, gezielte Schüsse auf Tauben mit dem Luftgewehr und weitere Grausamkeiten.
  • Stadttauben werden von vielen vogelunkundigen Tierärzten einfach eingeschläfert – nach dem Motto „gibt ja eh genug davon – da lohnt sich die Behandlung nicht – mit einem gebrochenen Flügel hätten die eh keine Überlebenschancen in der Stadt“. Fakt ist, dass viele Tauben gerettet und in Pflegestellen ein glückliches Leben führen können.

 

Und jetzt möchte ich euch zeigen, wie schön es ist mit Tauben zusammen zu leben und wie lieb diese Tiere sind:

Meine beiden Tauben, Lia die Stadttauben mit einem alten offenen Flügelbruch, und Kiwi das Rassetäubchen, das keiner mehr haben wollte, ebenfalls mit einem Flügelbruch, leben seit 1 Monat bei mir in meinem umgebauten Meerschweinchen-Gehege.


Urspünglich wollte ich mal das Gehege mit Volierentüren ausstatten, und den beiden nur „Freigang“ erlauben, wenn ich zu Hause bin. Lia hat das aber gar nicht gepasst, so eingesperrt zu sein. Sie lief hektisch am Volierengitter entlang, sodass ich mich entschloss, die Volierentüren gar nicht erst anzubringen.

Lia und Kiwi dürfen den ganzen Tag im Wohnzimmer herumlaufen, wenn sie möchten. Die Taubenkacke lässt sich problemlos vom Parkett/Laminat abwischen und ich habe an den Lieblingsplätzen durchsichtige Wachstischtuchdecken ausgelegt, die ebenfalls leicht abzuwischen sind.

Und hier der Tagesablauf von Kiwi und Lia: 

Sobald ich die Jalousien hoch gefahren habe – die „Gangway“ runter ins Wohnzimmer laufen, sicherheitshalber schon mal „grunzen“, falls ich den „Sicherheitsabstand“ zu Lia nicht einhalte… Dann erster Weg zum Wohnzimmerfenster und rausschauen, welche Vögel da gerade rumfliegen. Gegen die Fensterscheibe picken – eigentlich würde man ja total gerne in die Bäume fliegen. Geht aber nicht, wegen des gebrochenen Flügels und wegen der Fensterscheibe. Sofern die Sonne scheint, wird sich erst mal gesonnt und geputzt. Zwischendurch noch mal hektisch (Lia) in die Voliere zurücklaufen und erneut „grunzen“, weil da der „Room- and Foodservice“, also ich, saubermacht und Futter/Wasser nachfüllt. Tagsüber in den Futternäpfen wühlen und möglichst viel Körner auf dem Boden verstreuen. Dann Ruhepause auf bzw. in der Transportbox.


Abends schon ungeduldig hinter der Wohnzimmertür hin- und her laufen und warten, dass die Wohnzimmertür aufgeht und man ENDLICH in der ganzen Wohnung herumlaufen darf (wobei mein Wohnzimmer echt groß ist). Kiwi läuft als erstes ins Badezimmer. Da kann man sich so schön im Spiegel anschauen und es ist so schön kühl auf den Fliesen. Alternativ ist auch das rumliegen in der Küche sehr beliebt. Lia bevorzugt das Schlafzimmer. Nach dem Inspizieren des Badezimmer und prüfen, warum es Kiwi dort anscheinend so gut gefällt, ab ins Schlafzimmer. Da kann man sich so schön unter dem Bett verstecken und den Room- and Foodservice darauf aufmerksam machen, dass mal wieder dringend unter dem Bett gefegt werden müsse.

Sobald es dunkel wird – Rückweg ins Wohnzimmer und ab in die Voliere. Nur Kiwi kann sich mal wieder nur ungerne von ihren geliebten Fliesen trennen.

Letztes Wochenende habe ich die beiden morgens, als ich „erst“ um 9 Uhr aufgestanden bin, im Flur getroffen. Die beiden wollten anscheinend schauen, wo ich denn bleibe und endlich die Jalousien hochmache. Oder sie waren auf der Suche nach einem anderen sonnigen Fenster in der Wohnung. Unglaublich, dass man so lange warten muss, bis mal „hell gemacht“ wird…

Die beiden sind einfach nur zum knutschen. Aber so weit sind wir leider noch nicht. Lia ist noch fleißig am grunzen, wenn ich ihr zu nahe komme und Kiwi zittert mit den Flügeln, als ob unendliche Gefahr droht. Naja, so ein Mensch ist ja auch riesig groß und man weiß nie, was der vorhat……..

Also: viele entzückende Stadttauben suchen ein neues liebevolles Zuhause. Gebt diesen schnuckeligen Tieren bitte eine Chance auf ein schönes Leben – sie haben es echt verdient! Sie vertragen sich auch mit Meeris J

Und ganz wichtig: lasst bitte verletzte Tauben nicht einfach auf der Straße liegen. Ohne eure Hilfe würden sie qualvoll sterben. Helfen ist ganz leicht. Einfach die Taube in eine Pappkarton mit Löchern packen und ab zu nächsten vogelkundigen Tierarzt. Verletzte Tauben lassen sich ganz problemlos in einem 1m Meeri Käfig unterbringen. Hilfe, gerade in Notfällen, findet ihr auch in diesem tollen Forum

http://www.stadttaubenhilfe.org/index.php

Der Administrator, Eckart, pflegt seit 20 Jahren Tauben, hat ein unglaubliches Wissen über Tauben, deren Krankheiten, Behandlung und Unterbringung. Hier könnt ihr eure Fragen posten und erhalten schnellstmöglich kompetente Antwort. Es gibt auch ein Notfalltelefon, das ihr in absoluten Notfällen anrufen könnt.

Ich habe durch dieses Forum unendlich viel über Tauben gelernt, mit den vorgestellten „Krankenfällen“ mitgelitten und mich über gerettete Tauben und berührende Tauben-Stories gefreut.

Und hier die Homepage von Eckart, auf der ihr ebenfalls viele wichtige Infos findet:

http://www.stadttaubenhilfe.com/

Weitere interessante Links:

http://www.wildvogelhilfe.org/sonderbeitraege/stadttauben/taubenspecial.html

http://www.stadttaubenprojekt.de/

https://stadttauben-stuttgart.de/

http://www.taubenhilfe.de/home/

Oder schreibt mir auch gerne direkt ein Mail mit euren Fragen an:

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Liebe Grüße,

Jutta"


 

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