Gruppenkonstellation

Zu Anfang jeder Meerschweinchenhaltung steht die Frage, welche Gruppenkonstellation man sich anschaffen möchte. Eine Weibchengruppe oder doch eher eine Bockgruppe? Was ist für einen Anfänger am einfachsten zu verwirklichen und wo braucht man doch mehr Erfahrung?

Hier werden wir auf die einzelnen Konstellationen eingehen, auf ihre Vor- und vielleicht Nachteile und was man beachten muss, damit die Meeschweinchen-Gruppe auch gut harmonieren kann.

Weibchengruppe

Diese Zusammensetzung stellt an den Laien in der Meerschweinchenhaltung keine großen Ansprüche. Hier muss man sich keine Gedanken darüber machen, ob die Tiere im gleich-oder unterschiedlich alt sind. Einzig der Charakter der einzelnen Tiere muss zusammen passen. Sind zu viele stark dominante Weibchen in der Gruppe, wird dies immer wieder zu Kämpfen um die Rangordnung führen und dies kann meist nur durch einen Kastraten geregelt werden. Planen Sie deshalb Ihr Gehege schon so groß, dass Sie , falls es nötig sein sollte, ohne große Probleme noch einen Kastraten dazu holen können.

 

Natürlich kann es auch bei gut harmonisierenden Weibchen gelegentlich zu Streitereien kommen, vor allem dann, wenn eines der Weibchen brünstig wird und gedeckt werden möchte. Da dies bei einer reinen Weibchengruppe natürlich nicht möglich ist, versucht sie die anderen Weibchen trotzdem dazu zu bewegen, indem sie auf diese aufreitet. Dies gefällt den anderen Weibchen natürlich ganz und gar nicht und schon ist Stress vorprogrammiert. Es bleibt immer abzuwägen, ob die Gruppe dies aushält oder ob es zu viel wird.

Beachtet man diese Dinge, kann hier eigentlich nicht viel falsch gemacht werden.

 

Weibchen + Bock (Kastrat)

Die natürlichste Haltungsform der Meerschweinchen ist natürlich eine Gruppe von mehreren Weibchen und einem Männchen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass der Bock kastriert ist (Wurde der Bock kastriert, kann dieser noch 4 Wochen deckfähig sein, solange muss er noch getrennt von den Weibchen sitzen), um unkontrollierte Fortpflanzung zu vermeiden, die bei Meerschweinchen schnell nicht mehr überschaubar werden kann.

 

Meistens ist es so, dass man mindestens zwei Weibchen mit einem Bock halten muss. Damit ein Weibchen sich entspannen kann, wenn der Bock sehr agil ist. Nun stellt sich aber eine weitere Frage: Wie viel Weibchen kann ich meinem Bock denn maximal zumuten? Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, da jeder Bock verschieden ist. Einige Böcke sind sehr introvertiert und schüchtern und vertragen nicht mehr als ein Weibchen, andere können ihren Mann auch bei 10 und mehr Weibchen stehen. Hier ist eben jeder Halter selbst gefragt, seinen Bock zu beobachten und festzustellen, wann die maximale Zahl an Weibchen erreicht wurde. Dies kann man sehr leicht am Gewicht überprüfen, welches bei starkem Stress zu sinken beginnt, auch wird sich der Bock dann mehr zurückziehen.

Alles in allem ist diese Haltung die bevorzugteste, da hier die wenigsten Probleme zu erwarten sind.

 

Weibchen + mehrere Böcke

Was bei den Wildmeerschweinchen undenkbar wäre, kann bei den Hausmeerschweinchen funktionieren. Bei den Wildmeerschweinchen werden Jungböcke, die in die Geschlechtsreife kommen, sofort vom Alpha-Bock vertrieben, um seine Stellung bei den Weibchen zu sichern. Auch fremde Böcke, die sich der Gruppe nähern, werden sofort bekämpft, dies kann bis zum Tod eines der Kontrahenten führen.

Durch die Domestikation und die damit verbundenen beengten Platzverhältnisse, mussten sich die Böcke zusammenraufen und lernen miteinander auszukommen. Dadurch ist es möglich, auch mehrere Kastraten mit Weibchen zusammenzuhalten. Einige Dinge sind aber trotzdem zu beachten, damit dies funktionieren kann.: Zuerst müssen für jeden Bock mindestens 3-4 Weibchen vorhanden sein, die er zu seinem Harem zählen kann. Dadurch kommt es dann auch nicht zu Streitereien um Weibchen eines anderen Harems. Auch muss genügend Platz vorhanden sein, damit sich die Gruppen aus dem Weg gehen können. 0,5qm pro Tier dürfen deshalb absolut nicht unterschritten werden.

Trotzdem ist all dies kein Garant dafür, dass diese Konstellation funktionieren wird. Sind stark dominante Böcke in der Gruppe, kann es trotzdem zu Kämpfen kommen und dann muss das Gehege aufgeteilt werden.

 

Weibchen + Kastrat + Frühkastrat

Möchte man mehrere Böcke mit den Weibchen zusammen halten, ist einem das Risiko aber zu groß, dass es doch nicht funktioniert, gibt es noch die Möglichkeit der Frühkastraten. Dies sind Jungböcke, die vor dem Eintritt der Geschlechtsreife kastriert wurden und somit in der Gruppe verbleiben können, sie lernen somit das ganze Spektrum des Sozialverhaltens und ordnen sich dem dominanten Kastraten unter.

Auf diese Weise können problemlos mehrere Frühkastraten in die Gruppe integriert werden. Natürlich gibt es auch dominante Frühkastraten, welche in keiner gemischtgeschlechtlichen Gruppe aufgewachsen sind oder die einfach einen dominanten Charakter vererbt bekommen haben, diese werden sich nie einem weiteren Kastraten in der Gruppe unterordnen.

 

Bockgruppen

Nun kommt wohl die Haltungsform, die mit den meisten Missverständnissen zu kämpfen hat und von vielen auch als nicht möglich angesehen wird. Es ist richtig von vorneherein zu sagen, dass dies nicht unbedingt eine Haltungsform ist, die von einem uninformierten Laien probiert werden sollte. Diese gehört vielmehr in die Hände von erfahrenen Meerschweinchenhaltern oder Laien, die sich nicht von den ganzen Problemen, die hierbei entstehen können, abschrecken lassen und auch mit den Konsequenzen wenn es nicht funktionieren sollte, zurechtkommen.

Die einfachste Lösung sind zwei Jungböcke, die nicht viel älter als 6 Wochen sind. Meistens klappt dies ohne Probleme, nur in den Rappelphasen ab 6 Monaten kann es immer wieder zu Streit um die Rangordnung kommen. Meist bleibt dieser aber bei harmlosen Verfolgungsjagden, was sich nach einigen Tagen wieder legt.

Natürlich kann es passieren, dass einer diesen beiden durch Krankheit oder plötzlichen Tod des anderen alleine zurückbleibt. Möchte man dann weiterhin eine Bockgruppe halten, sollte der Bock, der dazu vergesellschaftet wird, wieder ein Jungbock von 6 Wochen sein. Natürlich kann man auch versuchen,ältere Böcke miteinander zu vergesellschaften, dabei sollten aber beide Böcke gut sozialisiert sein und nicht zu dominant, sonst ist das Ganze gleich zum Scheitern verurteilt.

Auch hier muss pro Bock mindestens 0,5 qm Platz vorhanden sein und ausreichend Versteckmöglichkeiten, um sich bei Streitereien aus dem Weg gehen zu können. Sollte es aber doch bei Streitereien zu blutigen Verletzungen kommen (Zu den blutigen Verletzungen zählen nicht Ohren und Lippen, dies sind sehr empfindliche Stellen, die schnell mal geritzt werden können), sollte man nicht lange zögern und die Tiere trennen. Hier braucht man meist nicht mehr zu probieren, ob es doch noch funktionieren könnte. Sind die Böcke nicht schon kastriert, sollte man dies dann tun und nach einem Absitzen von 6 Wochen ein oder mehrere Weibchen zu jedem Bock vergesellschaften.

Vertragen sich die Böcke sehr gut, kommt oft die Frage auf, ob man nicht noch einen Bock dazu setzen sollte. Hier sei gesagt, es kann gut gehen, es kann aber auch die ganze Gruppe auseinander reißen und man hat plötzlich 3 und mehr Böcke, die man mit Weibchen vergesellschaften muss. Generell ist zu sagen, dass man erst ab 5 Tieren und mehr ungerade Zahlen von Böcken halten sollte, da darunter schnell Böcke ausgeschlossen oder bewusst von den anderen Böcken drangsaliert werden. Es gibt Bockgruppen von 8 und mehr Tieren, die wunderbar funktionieren, hier ein Beispiel dazu: http://www.boeckchen-wg.de .

Vertragen sich Ihre Tiere, sollten Sie zwei Dinge tunlichst vermeiden, um nicht zu riskieren, diese Freundschaft zu zerbrechen: Der Geruch nach Weibchen sollte absolut vermieden werden, also besser keine Weibchengruppe im selben Raum. (Natürlich kann es trotzdem funktionieren, aber falls sich Ihre Böcke eines Tages nicht mehr vertragen sollten, wissen Sie warum.) Des weiteren sollten Sie keinen Bock zum kurzen Decken eines Weibchens abgeben, der Geruch, der dann an ihm haftet, kann ebenfalls dazu führen, dass sich die Männer nicht mehr verstehen.

Zum Schluss sei noch gesagt, eine Kastration ändert in der Regel nichts am Verhalten der Tiere. Es ist aber zu überlegen, ob nicht trotzdem alle Böcke der Bockgruppe kastriert werden. Sollte sich die Gruppe, aus welchen Gründen auch immer, irgendwann nicht mehr verstehen, können die Böcke ohne große Wartezeiten mit Weibchen vergesellschaftet werden.

 

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