Viele Halter, die eine Haremsgruppe oder eine Gruppe aus Weibchen halten, werden früher oder später mit einem Thema konfrontiert: Ovarialzysten. An den Eierstöcken des Weibchens entstehen in diesem Fall Hohlräume im Gewebe, die mit einer Flüssigkeit gefüllt sind. Die genaue Ursache ihres Entstehens ist leider unbekannt, Hormone spielen hierbei eine Rolle. Statistisch nicht ausreichend belegt ist die Theorie, dass das Vorhandensein eines Kastraten in einer Gruppe das Risiko von Ovarialzysten verringert, dennoch empfehlen wir (nicht nur aus diesem Grund) stets einen Kastraten in der Gruppe zu haben und vermitteln auch nicht in reine Weibchenhaltung.

Betroffene Schweinchen zeigen oftmals einen Haarausfall an den Flanken, in Extremfällen kann sich dieser auch weiter ausbreiten.

typischer Haarausfall an den Flanken

Extremer hormonell bedingter Haarausfall bis über den ganzen Rücken hinauf

Neben diesem typischen Merkmal zeigen viele betroffene Meerschweinchendamen ein sehr auffälliges Verhalten. Sie sind unruhig, laufen viel mehr im Gehege herum und erwecken den Anschein, als wären sie weder mit sich selbst noch den anderen Gruppenmitgleidern im Reinen. Sie brommseln viel, reiten auf und zeigen Dominanzverhalten. Oft suchen sie auch Streit und verhalten sich aggressiv.

Bei verhaltensauffälligen Damen wie unserem inzwischen verstorbenen Patenmädchen Burgunde ist es naheliegend, dass eine hormonelle Problematik wie Eierstockzysten die Symptomatik auslöst.

Sind die Zysten sehr groß, kann man sie manchmal schon an der Körperform erkennen, das Schweinchen wirkt am Hinterleib sehr rund und aufgebläht. Oft haben solche Schweinchen auch Verdauungsprobleme, da die Zysten einen großen Raum einnehmen und damit auf andere Organe einwirken.

Schweinchen Queenie hatte durch zwei große Ovarialzysten einen stark vergrößerten Hinterleib, als sie zu unserem Mitglied kam.

Es treten nicht immer alle Symptome zusammen auf und es können auch Zysten vorhanden sein, obwohl keinerlei Symptome beobachtet werden. Andererseits können den beschriebenen Symptomen selbstverständlich auch andere Ursachen zugrunde liegen!

Ovarialzysten variieren stark in der Größe, von sehr klein (nicht tastbar) bis zu mehren Zentimetern Durchmesser. Auch variieren sie in der hormonellen Aktivität. Manche Zysten sind eine abgeschlossene Blase, andere sind mehrfach gekammert.

Bei der tierärztlichen Abklärung der Zysten findet meist zunächst eine Tastuntersuchung statt. Dabei werden in der Regel größere Zysten ertastet (auch wir Halter*innen können beim Meeri-TÜV manchmal größere Zysten ertasten), sehr kleine Eierstockzysten sind oft auch für erfahrene Tierärzt*innen nicht tastbar, sondern bedürfen einer Ultraschalluntersuchung. Bei dem Verdacht auf Zysten wird ohnehin meist Ultraschaldiagnostik angewendet, da die Zysten hier auch genauer definiert und abgebildet werden können.

Bei einer Ultraschalluntersuchung wird in der Regel der Bauch des Schweinchens...

...und/oder die Flanken geschoren, die Untersuchung ist für das Tier völlig schmerzfrei.

Werden Ovarialzysten diagnostiziert, ist das erstmal kein Grund zur Panik. Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten wie Ansätze mittels Hormontherapie oder auch homöopathische Therapien. Bei großen Zysten kann oft auch unter Ultraschallkontrolle und gleichzeitiger Flüssigkeitszufuhr per Infusion in leichter Narkose ein Teil der Flüssigkeit abgezogen werden. Diese Punktion kann den durch die Zysten hervorgerufenen Druck verringern und dem Weibchen so Erleichterung verschaffen. Welche Therapie für das jeweilige Schweinchen geeignet ist, kommt auf den Einzelfall an, dies entscheidet die behandelnde Tierärzt*in. Nur in Extremfällen, bei denen z.B. andere Therapien keinen Erfolg gezeigt haben, kann auch eine Kastration in Betracht gezogen werden. Dies ist jedoch ein großer Eingriff mit entsprechendem Risiko.

Sind bekannte Zysten vorhanden, sollte das Schweinchen engmaschig auf Änderung im Verhalten etc. beobachtet werden und auch Kontrolluntersuchungen sind anzuraten. Schweinchen sprechen aber nach unserer Erfahrung in der Regel gut auf die verschiedenen Therapien an und dieses Handicap steht einem ganz normalem und glücklichen Schweinchenleben nicht im Wege.

Auch in unserer Vermittlungsrubrik wartet derzeit eine liebe Dame mit Ovarialzysten auf ein schönes neues Traumzuhause: Faye. Ihre Zysten sind hormonell nicht aktiv, sie zeigt kein auffälliges Verhalten. Natürlich müssen sie dennoch beobachtet werden. Wer möchte dieser süßen Maus eine Chance geben?

In unserer Rubrik "Wissenswertes" könnt ihr auch jederzeit wichtige Infos zum Thema Zysten finden und zwar HIER.


 

 

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