Es ist schon einige Zeit her, seitdem Patendame Flashy uns verlassen hat und dem einen oder anderen ist es wohlmöglich auch verwundert aufgefallen, dass sie noch keinen Abschied in den News bekommen hat. Das holen wir selbstverständlich nach. Der folgende Text stammt von Flashy's Pflegemama, denn sie kann am besten über ihr Schweinemädchen erzählen.

"Flashy kannte ich schon seit der ersten Minute, als sie zu uns in den Verein gekommen ist. Am 26. Januar 20219 wurde sie zusammen mit ihrer damaligen Partnerin zu mir gebracht und überraschte mich dort schon mit ihrem Gewicht. Stämmige 1.350g brachte die Gute nämlich damals auf die Waage.

Aber weniger ihr Gewicht, sondern die auffällig großen Eierstockzysten schienen damals ein Problem zu sein. Auf einer Seite zeigte sie nämlich eine schon fast zitronengroße Wölbung. Es erstaunte mich, dass sie das so ohne Probleme hinnahm und es ihr augenscheinlich auch keine weiteren Probleme machen konnte. Trotz alledem - ich war skeptisch. Ein so massiver Umfang konnte in meinen Augen nicht sonderlich gesund sein und ich ließ sie von meiner Tierärztin checken.

Wir einigten uns darauf, eine Punktion vorzunehmen. Um dem schnellen Flüssigkeitsverlust entgegenzuwirken, wurde ihr eine Infusion unter die Haut verabreicht, damit ihr Kreislauf keine Probleme bekommt. Ob und wie schnell sich die Zysten wieder füllen, sollte nun unter Beobachtung bleiben. Zusätzlich bekam sie homöopathische Unterstützung.

Die sollte aber für sie aber natürlich kein Hindernis sein, weiter in der Vermittlung zu bleiben. Wir stuften sie entsprechend als „Handicap-Schweinchen“ ein, was bedeutet, dass wir bei künftigen Haltern nach Bedarf uns häufiger nach dem Zustand der Schweine erkundigen und ihnen auf der anderen Seite natürlich auch alle Hilfe anbieten, die sie benötigen würden, wenn unsere Handicapler auffällig werden sollten.

Aber genug über den Gesundheitszustand von Flashy. Jetzt auch mal was über ihren Charakter: Flashy war eine äußerst selbstbewusste und von sich überzeugte Schweinedame. Ich nannte sie liebevoll „Reibeisen“, da sie vor keiner Konfrontation Halt machte und sogar das Böckchen im Gehege schnell in seine Schranken weisen konnte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon einige Erfahrungen mit kleinen „Kampfschweinen“ sammeln können. Aber Flashy hatte immer noch etwas ganz Eigenes. Sie hatte Charakter. Und dieser wickelte mich auch schon um den Finger. Sie war nicht sonderlich interessiert an mir. Ich dafür aber umso mehr an ihr. Ich liebte die Momente, sie beim TÜV aus dem Gehege zu ziehen und ihr ein Küsschen auf die Wange zu geben. Ich genoss die Zeit mit ihr.

Im Juni 2019 kam dann der Tag der Tage. Und Flashy wurde vermittelt. Als Handicap-Tier hatte sie Probleme mit Anfragen. Denn wie die meisten von uns wissen, kommen etwas ältere Tiere, die dann auch noch ein Handicap vorweisen, in der Vermittlung nicht sonderlich gut an und warten in der Regel deutlich länger auf einen Endplatz. So wurde sie zusammen mit einer Partnerin aus dem Vermittlungsgehege abgeholt und durfte einem älteren Böckchen Gesellschaft leisten.

Leider hielt das Glück nicht sehr lange an. Etwas über ein Jahr später war Flashy plötzlich allein. Da zuerst ihre Partnerin den Weg zu SOS zurückgenommen hat und auch ihr Bock aus ungeklärter Ursache von ihr gegangen ist, beschloss die Halterin schweren Herzens, die Haltung aufzugeben.

So kam Flashy schließlich wieder zu mir zurück. Für mich war es klar: Das Schicksal hat uns wieder zusammengeführt. Das war im Juli 2020. Und da war sie dann. Aufgeregt schaute sie aus ihrer Box hoch. Ob sie mich erkannte?

Aufgrund ihres Alters und ihrem Handicap wurde die Entscheidung gefällt, dass Flashy verpatet wurde. Das hieß für sie: nie wieder Vermittlung. Hallo Endplatz in der Patengruppe!

Flashy versuchte natürlich wie immer, selbstbewusst ihre Stellung einzunehmen. Aber da hatte sie die Rechnung ohne meine Gruppe gemacht. Die wussten ganz genau, wie man ein neues Schwein von seinem /ihren Höhenflug herunterholt. Damit musste unser kleines Reibeisen erstmal umzugehen lernen. Aber sie gewöhnte sich schnell dran und wurde ein wertvolles Mitglied des neuen Geheges.

Zwischenzeitlich bekam sie einmal Probleme mit ihren Füßchen. Flashy war eine gute Esserin und verschmähte keinen Bissen. Dadurch hatte sie ein wenig Übergewicht. Das drückte auf ihre Fußballen und diese entzündeten sich dadurch leider recht schnell. Durch eine intensive Behandlung mit Fußbädern, Salben und Verbänden konnten wir es aber gut in den Griff bekommen. Leider bedeutete es für sie: Abspecken. 1.200 g waren dabei ihre magische Grenze. Erreichte sie ein höheres Gewicht, wurden ihre Ballen wund und entzündeten sich. Lag ihr Gewicht drunter, verschwanden die Probleme fast wie von selbst. Das bedeutete leider Diät für unsere Süße. Während die anderen genüsslich Erbsenflocken und Gemüsekugeln als Snack futterten, musste Flashy mit Gurken- und Paprikastreifen vorliebnehmen. Nicht immer nach ihrem Geschmack, aber ihre Füße dankten es mir.

Anfang 2022 fing sie dann leider an, abzubauen. Eine Zeit lang war sie in ihrer Mädelsgruppe ohne Böckchen, da durch Krankheit einer Partnerin eine Vergesellschaftung nicht möglich war. Im Februar sollte dann ein neuer Mann einziehen. Ich weiß noch, als ich die Pflegstelle des Böckchens am Telefon warnte, dass keiner Probleme machen würde, außer meiner Flashy. Ich habe sie als Reibeisen kennengelernt und dachte, sie würde ihre Rolle als Chefin nicht einfach an den Nagel hängen. Jeder Bock musste sich vor ihr erst einmal behaupten.

Doch dieses Mal kam es ganz anders. Es war im Januar 2022. Flashy zeigte kein Interesse an einer Vergesellschaftung. Viel mehr machte sie mir deutlich, sie wolle das alles überhaupt nicht mehr. Sie zeigte stark, dass ihr Ruhe und Harmonie mittlerweile wichtiger waren und sie keinen Grund mehr darin sah, sich aufzuspielen. Leider kam gerade jetzt hinzu, dass aus irgendeinem Grund der neue Bock Flashy einfach nicht ausstehen konnte. Mir blieb nichts anders übrig, als Flashy mit einer Freundin abzutrennen und einen erneuten Versuch nach Beruhigung der Situation zu starten. Leider scheiterte auch dieser Versuch.

Ich war verwirrt. So war es bisher doch immer Flashy selbst, die anderen gegenüber die Hosen anhatte und sich dominant verhielt. Nun war auf einmal sie das Opfer. Also musste für Flashy und ihre Partnerin eine Lösung her. Zu zweit war es den beiden sichtlich langweilig. Die neu entstandene Gruppe musste vergrößert werden. Ebenso wie das Gehege.

Es gibt leider immer noch genug Patenböckchen bei uns, die einen Patenplatz suchen. So auch unser jetziger Patenbub Alwis. Er war Teil einer Gruppe, die bei uns im Verein abgegeben werden sollte, unter anderem mit SOS-Schwein Lila, die aufgrund ihres Alters ebenso direkt auf einen Patenplatz ziehen sollte.

Uns war es wichtig, dass ein besonders ruhiger, freundlicher und aufmerksamer Bock zu Flashy zog. Eine andere Vergesellschaftung wäre zu riskant gewesen. Von der Beschreibung her war Alwis die beste Partie für die beiden Damen. Der Einzug erfolgte im Februar 2022. Und natürlich durfte Lila dann ebenso direkt mit ihm bei uns einziehen.

Es war anfangs sehr beschwerlich für Flashy, denn sie hatte große Angst davor, dass sie sich wieder einer unangenehmen Vergesellschaftung hingeben müsste. Sie schrie Alwis und Lila permanent an, wenn einer von beiden ihr zu nahe kam. Aber sie ließen Flashy alle Zeit der Welt, sich an sie zu gewöhnen. Weder Lila noch Alwis zeigten Anstalten, unsere Seniorin anzugehen oder herausfordern zu wollen. Sie hielten brav den Abstand, den Flashy benötigte. Und so hatten wir schon in weniger als zwei Wochen eine neue harmonische Gruppe zusammengebracht. Das Glück war auf unserer Seite…

…bis zu diesem traurigen Tag, nur etwa 1,5 Monate nach erfolgreicher Zusammenführung, dem 01.04.2022. Flashy hatten die letzten Monate natürlich mitgenommen. Sie hatte einige Freunde aus ihrer früheren Gruppe verloren, musste sich im hohen Alter noch einmal beweisen und sich auf ganz neue Gegebenheiten einstellen.

Das alles meisterte sie mit Bravour und verlor bis zum Schluss dabei nicht ihre Neugier und Lebensfreude. Bis zum letzten Tag war sie aktiv und geistig fit. Und so schenkte Gott ihr in ihren letzten Minuten einen sanften Abschied von dieser Welt.

Wie immer legte sie sich mittags in ihr Kuschelbettchen, um ein Nickerchen zu machen. Bestimmt spürte sie noch die schwere und tiefe Müdigkeit, die ihren Körper durchzog. Es war wahrscheinlich ein letzter tiefer Atemzug. Und unser Engelchen flog davon.

Flashy wurde stolze 7,5+ Jahre alt, komm gut an und lebe wohl, liebe Maus, lass es dir gut gehen auf den immergrünen Wiesen"

"Liebe Flashy,

wir danken dir sehr, dass du in unser Leben gekommen bist. Es gab so viele schöne Momente mit dir. Diese sind für immer fest in unseren Herzen.

Nun bist du bei deinen Freunden auf der immergrünen Wiese. Bitte grüße sie von uns!"

 "Du bist nicht mehr da,

wo Du warst,

aber Du bist überall,

wo wir sind."

Victor Hugo


 

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