Henry & Co.: Was bisher geschah.... 
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HENRY: Hallo Leute, hier bin ich wieder, euer Henry.

Meine Mädels sind heute ein bisschen grantig mit mir. Dabei hab' ich gar nichts Schlimmes gemacht.

CLARA: Du hast unter'm Heu-Tisch GEPUPST!!! Empört-MUIG!!

JANE: Mitten in unserer Verdauungs-Döse-Runde. Das gehört sich doch nicht!

TOFFEE: Ich finde das gar nicht so schlimm. Aber du könntest schon auf die andere Etage gehen dafür.

HENRY: Aber pupsen ist doch was ganz Normales. Jeder pupst. Jeden Tag. Sogar mehrmals. Beim Verdauen stellen die Darmbakterien Gase her, vor allem Wasserstoff, Stickstoff, Kohlendioxid, Methan und ein bisschen Sauerstoff. Das meiste davon diffundiert in den Blutkreislauf und wird über die Lungen ausgeatmet. Der Rest kommt halt hinten raus. Das ist wichtig, damit man nicht aufgast wie Toffee kürzlich. Aufgasen ist saugefährlich.

CLARA: Das, was du da so verharmlosend aufzählst, sind alles geruchlose Gase. Über die würden wir uns bestimmt nicht so aufregen, wenn man davon absieht, dass deine Methanausscheidungen zur Ozonbildung beitragen und jedesmal, wenn du pupst, das Ozonloch größer wird. Aber deine Flatulenzen STINKEN ZUM HIMMEL und beleidigen unsere Riechzellen, angewidert-MUIG.

HENRY: Da kann ich nichts für. Das liegt dran, was man so isst. Und ich ess' alles, was mir begegnet. Aber Staudensellerie und Wassermelonen z.B. enthalten bestimmte schwer verdauliche Kohlenhydrate, nämlich Zuckermoleküle, die im Dünndarm nicht verwertet werden können und erst im Dickdarm durch die Bakterien der Darmflora zersetzt werden, dabei entstehen Gase. Und Topinambur enthält Inulin, das ist ein total gesunder Ballaststoff, der die gesunden Bakterien in der Darmflora fördert, aber auch ein bisschen bläht.

JANE: Papperlapapp! Blähungen, die bei der Kohlenhydratzersetzung durch Dickdarmbakterien entstehen, stinken nicht. Was stinkt sind Faul- und Gärgase, die entstehen, wenn der Dünndarm das Eiweiß in der Nahrung nicht richtig verdaut. Ich wette, du hast wieder zu viele Sonnenblumenkerne gegessen. Da ist ganz viel pflanzliches Eiweiß drin. Und wir müssen es jetzt ausbaden, pfui-MUIG.

HENRY: (pffffffffffffthhh...)

TOFFEE: Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiieeeehhhhh....... Wüürgs-MUIG. Du hast es schon wieder gemacht! Das stinkt wie faule Eier!!!

HENRY: Tut mir echt leid, aber wie soll ich denn beeinflussen, welche Gase sich in meinem Darm bilden? Die Heerscharen von Bakterien da drin setzen halt alles dran, um all den Nahrungsbrei komplett zu verarbeiten. Und wenn das mal schwieriger ist, entstehen halt Stinkegase wie Schwefelwasserstoff, Ammoniak, Buttersäure und noch ein paar andere.

CLARA: An deinem Hintern müssten nach der Gefahrstoffkennzeichnungsverordnung etliche Warnschilder angebracht werden.


Gefahrstoff-Henry

JANE: Wenn man in der Nähe deines Hecks ein Streichholz anzünden würde, käme eine riesige Stichflamme aus deinem Hintern und würde hier alles abfackeln.

HENRY: Dann lasst das mal lieber bleiben.

TOFFEE: Warum riechen eigentlich deine Pupse immer so, dass man gleich weiß, dass sie von dir sind und Claras Pupse kann man eindeutig Clara zuordnen und so.

CLARA: Ich pupse nicht! Indigniert-MUIG.

HENRY: Weil jeder von uns eine ganz individuelle Zusammensetzung von ungefähr 400 verschiedensten Bakterienstämmen in seiner Darmflora hat. Außerdem kommt es darauf an, was wir essen, wieviel Zeit die Nahrung im Dünndarm verbringt und wie viele Verdauungsenzyme die Bauchspeicheldrüse zum Verdauen produziert. Produziert sie nicht genug Enzyme, fängt Rohkost im Darm an zu gären.

(prööötzsch...)

JANE: Also wirklich, Henry!

HENRY: Der ist nicht schlimm, entweder hört man sie oder man riecht sie. Die leisen Schleicher sind die tückischen...

TOFFEE: Woher kommt denn das Pupsgeräusch und warum gibt's manchmal keins?

HENRY: Das kommt von der Vibration der Analöffnung, je nachdem, welche Spannung der Schließmuskel hat, wieviel Gas ausgestoßen wird und mit welcher Geschwindigkeit.

CLARA: Das kann man sich doch wohl verkneifen!

HENRY: Nö, echt nicht. Erstens ist es ungesund und zweitens pupst man sogar nach dem Tod noch für mehrere Stunden weiter. Alle Säugetiere pupsen. Und Reptilien und Fische tun es auch.

JANE: Ich wünschte, du wärst ein Vogel. Die haben keine Leibwinde.

TOFFEE: Echt nicht?

JANE: Nein, die haben ja hinten nur einen einzigen Ausgang, aus dem sie ein Ge­misch aus festen und flüssigen Abfallstoffen ausscheiden. Außerdem haben sie eine total andere Darmflora. In deren Darm gibt's nur Bakterien, die beim Verdauen keine Gase erzeugen, also können sie auch nicht pupsen. Nur wenn sie krank sind, z.B. einen Hefepilzbefall im Darm haben, entstehen bei Vögeln auch Gase im Darm und die werden dann hinten rausgepupst.

TOFFEE: Was ist eigentlich Geruch? Man sieht ihn nicht, aber er ist da. Und dann verschwindet er wieder, aber wohin?

HENRY: Geruch kommt von winzig kleinen Duftstoffen. Solche Duftstoffe sind zum Beispiel in den Stinkegasen. Die meisten Gerüche sind komplexe Gemenge aus hunderten verschiedenen Molekülen. Rosenduft besteht zum Beispiel aus über 500 Einzelstoffen.

CLARA: Wär' das schön, wenn so was feines hinten aus dir rauskäme. Am liebsten Gurkenduft.


Clara

HENRY: Wenn wir einatmen, saugen wir ein Gemisch von Geruchsmolekülen mit in die Nase. Und wenn wir was genauer riechen wollen, dann schnüffeln wir, um den Luftstrom zu intensivieren. Dadurch werden die Duftstoffe in die obere Nasenhöhle gesaugt, wo die Riechschleimhaut sitzt. Bei Menschen ist die pro Nasenloch ungefähr so groß wie ein Centstück. Bei Hunden ist sie 40 mal größer und bei uns ist sie ziemlich klein, weil wir ja auch klein sind. Trotzdem riechen wir ziemlich gut.

JANE: Du nicht! Besonders nicht hinten!

HENRY: Ha ha. Tatsächlich ist der Geruchssinn der wichtigste Sinn, den wir Meeris ha­ben. In der Riechschleimhaut sitzen so ungefähr 10 - 100 Millionen Riechzellen, je nach Tierart. Das sind kleine Geruchsrezeptoren. Jede Riechzelle kann nur einen ein­zi­gen ganz bestimmten Duftstoff wahrnehmen und dessen Duftmoleküle chemisch ver­arbeiten. Weil das die Riechzellen abnutzt, erneuern die sich ständig so alle 4 - 8 Wo­chen. Es gibt aber nicht Millionen verschiedene Riechzellen, sondern in der ganzen Tierwelt nur ungefähr 20.000 verschiedene Sorten, so dass man von jeder vor­han­denen Sorte Riechzellen viele tausend Stück hat.

CLARA: Also gibt es nur 20.000 verschiedene Gerüche?

HENRY: Nein, nein. Es gibt Millionen verschiedene Gerüche und jeder ergibt sich aus ei­ner Kombination der angesprochenen Rezeptoren in den Riechzellen. Nun hat aber nicht jedes Tier alle 20.000 Typen von Geruchsrezeptoren, sondern nur eine kleine Aus­wahl davon, die halt als Anpassung an die Tierart und seine Lebensumstände nö­tig ist. Soweit man weiß, haben Elefanten die meisten verschiedenen Rezeptoren, näm­lich immerhin 1.948. Ratten haben 1.207 und Hunde 811. Dann kommen wir mit 796. Menschen haben nur 396. Die können also viel weniger verschiedene Ge­rü­che wahrnehmen als wir, weil weniger Rezeptortypen ergeben weniger Geruchs­kom­binationen.

TOFFEE: Menschen brauchen ja aber auch nicht so viele Gerüche, die sind ja mehr so optisch.

HENRY: Die Riechzellen schicken dann Nervenimpulse hoch zum Riechkolben, das ist eine Ausstülping vom Gehirn. Da werden die Gerüche vorsortiert und dann in ver­­schiedene Gehirnbereiche weitergeleitet. Erst im Gehirn findet dann die eigentli­che Riechempfindung statt, weil die Duftinformationen dort bewertet und interpretiert und zu einem Geruch zusammengesetzt werden, der dann in unser Bewusstsein gelangt. Dabei werden Erinnerungen und Erfahrungen mit einbezogen. Vom Ein­at­men bis zum Erkennen eines bekannten Duftes brauchen wir nur 0,2 Sekunden.

JANE: Bei der Geschwindigkeit hat man nicht mal die Chance noch wegzulaufen, wenn du pupst. Man kriegt immer die volle Breitseite deiner Abgase ab, resigniert-MUIG.

HENRY: Dafür hat sich die Natur auch was ausgedacht. Wenn man länger in einem be­stimmten Geruch sitzt, dann werden die dafür zuständigen Riechzellen müde und hö­ren auf, die Riechinformationen an den Riechkolben weiterzuschicken, bis sie sich wie­der erholt haben. Deshalb nimmt man den Geruch dann nicht mehr wahr, obwohl er noch da ist. Damit wird das Gehirn vor einer Reizüberflutung geschützt. An­dere Gerüche kann man aber trotzdem wahrnehmen, weil dafür ja andere Riech­zel­len zuständig sind.

TOFFEE: Hihi-MUIG. Die Raven hat da noch eine andere Technik. Wenn sie einen Stinkepups gemacht hat, steht sie einfach auf und geht raus, dann riecht sie ihn auch nicht mehr.


Toffee

HENRY: Je mehr Riechstoffe in der Luft sind, desto stärker nimmt man einen Geruch wahr. Aber tatsächlich reichen ganz wenige Duftteilchen aus, um einen Geruch zu erkennen. Bei Schwefelwasserstoff reicht es aus, wenn jedes einmillionste Teilchen in der Luft ein Duftteilchen ist, damit man ihn als Gestank wahrnimmt.

CLARA: Ach. Ich hab' immer den Eindruck, wenn du pupst, verdrängt der Pups den ganzen Sauerstoff in der Luft und ich muss ersticken, röchel-MUIG.

HENRY: Bei uns Tieren ist halt der Geruchssinn besonders gut entwickelt. Für keine an­dere Körperfunktion sind so viele verschiedene spezielle Gene im Erbgut vor­han­­den wie für den Geruchssinn. Das ist von allen Sinnen der komplizierteste. Und bei al­len Tierarten sind das total unterschiedliche Gene. Man hat nur drei Gene gefun­den, die alle Säugetiere gemeinsam haben.

JANE: Aber dann riecht ja eine Gurke für uns vielleicht ganz anders als für die Mama Kerstin.

HENRY: Ganz genau. Von Hunden weiß man, dass sie nicht so viele verschiedene Ge­rüche wahrnehmen können wie viele andere Tiere, aber die Gerüche, die sie unter­scheiden können, können sie tausendmal besser differenziert wahrnehmen als Men­schen. Sie können also aus ganz vielen Gerüchen einen ganz bestimmten Geruch rausschnuppern. Und den nehmen sie bis zu eine Million mal empfindlicher wahr als Menschen. Das liegt aber nicht nur an der Anzahl der Riechzellen und der Re­zeptoren, sondern auch daran, was das Gehirn dann aus den Duftinformationen macht. Der Teil vom Hundegehirn, der Gerüche verarbeitet, ist im Verhältnis zur Ge­hirn­größe 40 mal größer als beim Menschen.

TOFFEE: Und bei uns?

HENRY: Da ist vieles noch nicht erforscht, aber es ist ähnlich wie bei den Hunden, nur halt auf unsere speziellen Lebensumstände bezogen. Wir müssen ja keine Fleisch­sorten am Geruch unterscheiden oder unsere Menschen am Geruch ihrer Kä­se­füße erkennen können. Aber wir können Gerüche auch erschnuppern, wenn nur ganz wenige Duftpartikel da sind und die können wir exakt auseinander halten. Au­ßer­dem können wir räumlich riechen, also genau sagen, wo ein Geruch herkommt.

JANE: Ja, auf unseren Geruchssinn können wir schon stolz sein. Ich bin auch sicher, dass Toffee von unserem Haus aus bis in die Küche und durch die geschlossene Kühlschranktür genau riechen kann, wieviele Centimeter Schlangengurke noch da sind.

TOFFEE: Klar doch, stolz-MUIG!

HENRY: Kühe zum Beispiel können bestimmte Gerüche über eine Entfernung von fast 10 km riechen.

CLARA: Deine Stinkepupse kann wahrscheinlich JEDES Tier noch in 10 km Entfernung riechen!

HENRY: Außerdem haben wir Tiere noch ein extra Organ zum Riechen außer der Na­se. Das heißt Jacobson-Organ und beginnt als kleiner Kanal hinter den Schnei­de­zäh­nen im Gaumen und verläuft auf dem Boden der Nase. Da drin sind auch überall Riech­zellen. Die sind aber auch noch direkt mit dem Limbischen System verbunden. Das ist einer der ältesten Teile des Gehirns und ist für die Entstehung von Gefühlen wie Liebe oder Angst oder Sorge um den Nachwuchs, für das Triebverhalten und die Bildung von Endorphinen verantwortlich. Die Gerüche, die über das Jacobson Or­gan wahrgenommen werden, sind vor allem Pheromone, mit denen wir Tiere inner­halb unserer eigenen Art miteinander kommunizieren, ohne dass das auf einer be­wuss­ten Ebene passiert. Mit diesen Duftstoffen tauschen wir Informationen über un­sere Gruppenzugehörigkeit, die Hierarchie im Rudel, Sexuallockstoffe, Infos über un­sere Paarungsbereitschaft oder Reviermarkierungen aus.

JANE: Die Menschen haben sowas nicht, oder?


Jane

HENRY: Nein, bei denen ist das zwar angelegt und als Embryonen haben sie es noch, aber im Laufe ihrer Entwicklung bildet es sich zurück.

CLARA: Deshalb haben sie wahrscheinlich so viele zwischenmenschliche Probleme. Wenn man nicht mehr riecht, wer zu einem gehört, oder nicht wahrnimmt, dass man gerade in ein fremdes Revier eindringt, oder nicht merkt, dass der andere ge­ra­de nicht paarungsbereit ist, muss es ja Stress geben.

TOFFEE: Nur gut, dass WIR uns so dufte verstehen. So können wir ganz harmonisch miteinander leben und müssen keine Selbstverständlichkeiten diskutieren. Einfach tief einatmen und jeder weiß Bescheid.

Übrigens, ich rieche gerade vier Gurkenscheiben, die sich uns aus Richtung Küche nähern.

KERSTIN-ZWEIBEIN: Hallo, habt ihr Lust auf Gurke?

JANE: Aber klar doch!

HENRY: Danke. Also tschüss dann, mampf schmatz, bis nächste Woche...

 

..... Fortsetzung folgt nächste Woche Samstag....


 

 

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