Henry & Co.: Was bisher geschah....

Folge 1: Die Katastrophe
Folge 2: Die Rettung

Folge 3: Im neuen Zuhause
Folge 4: Bei der Weißkittel-Frau
Folge 5: Der Kaufkäfig
Folge 6: Der geölte Blitz
Folge 7: Schnipp-Schnapp

 

 

HENRY: Hallo Leute, hier ist wieder euer Henry!

Diese Woche erzähle ich euch wie die Kerstin meine kleine Freundin gekauft hat. Sie hatte im In­ternet nach Tierheimen und Notstationen und Züchtern gesucht, weil sie kein Meer­schwein­chen in einem Zooladen kaufen wollte. Das hatte sie schon ge­lesen, dass die da ganz oft aus Mas­senvermehrungen kommen, und sie wollte nie­manden unterstützen, der schlecht mit uns umgeht. Und dann fand sie die An­zei­ge einer kleinen pri­va­ten Zucht ganz in der Nähe. Die hatten zufällig gerade Schwein­chen abzugeben.

TOFFEE: Was für ein Glück.

CLARA: Wart's ab, ich wette, da kommt noch ein Haken.

HENRY: Die Kerstin hat dann mit der Züchterin telefoniert, weil sie für mich eine jun­ge Meeri­da­me suchte, die ungefähr mein Alter hat, also kein Baby und keine Se­niorin. Und tatsächlich, ein ganz liebes sechs Monate altes Mädchen war gerade be­reit für den Traumprinzen.

CLARA: Hihi, der sollst dann wohl du sein?

HENRY: So hat die Züchterin es gesagt. Die Kerstin fuhr dann hin und wurde durch den Garten zu einem Schuppen geführt, aus dem man es von außen schon quieken hörte. Drinnen waren dann links und rechts und hinten an der Wand lauter Käfige mit Maschendrahttüren, min­de­stens 30 bis 40 Stück und alle neben- und über­ein­an­der und alle ziemlich klein.

JANE: Die armen Schweine!


Jane

HENRY: Das fand die Kerstin auch. In der Mitte vom Schuppen waren nochmal klei­ne Ställe über­einander gestapelt und aus allen Ställen schauten die Meeris raus und hielten sich mit den Vor­derfüßchen am Maschendraht fest. Und dann gab es noch ein paar Schweinchen in Pla­stik­wan­nen auf dem Fußboden, die wohl nicht mehr in die Käfige passten. Und der ganze Schuppen war ziemlich dunkel, nur vorne ein kleines Fenster.

TOFFEE: Das hört sich aber gar nicht nach einer netten Privatzucht an.

CLARA: Nein, wirklich nicht! Erbost-MUIG! Das ist wieder so jemand, der nur be­haup­tet, dass er Meerschweinchen liebt, dabei hält er sie nur für sich und nicht weil er will, dass es unsereins gut geht. Das ist eine Sau­erei, Bäh-MUIG!

HENRY: Die Kerstin war total entsetzt. Sie hatte eine Gurke mitgebracht als Gast­ge­schenk für die Meeris, aber diese vie­len Schweinchen hätten locker 20 Gurken ge­gessen. Die Züchterin hat die Gurke dann in den erst­besten Käfig gestopft, wo sich drei Schweinchen darüber hermachten. Die waren wohl die Ge­winner des Ta­ges, weil die alles bekamen und die anderen nichts.

TOFFEE: Das ist ja total ungerecht. Empört-MUIG! Die Kerstin passt immer auf, dass je­der von uns gleich viel kriegt.


Toffee

JANE: Es ist auch gar nicht gut, wenn drei Schweinchen eine ganze Gurke essen. Davon kann man Durchfall kriegen.

TOFFEE: Meint ihr nicht, dass die anderen Schweinchen später auch noch Gurke ge­kriegt haben?

CLARA: Toffee, so naiv kannst doch nicht mal du sein, oder?

HENRY: Die Kerstin fand das alles gar nicht gut, aber dann hat die Züchterin einen ganz ge­mei­nen Trick drauf gehabt. Sie hat nämlich einen Käfig aufgemacht und ge­sagt, hier seien gerade Ba­­bies da. Und dann hat sie der Kerstin zwei Meeribabies in die Hand gedrückt und die beiden wu­selten ganz zutraulich in ihren Händen 'rum und unsere Ma­ma Kerstin ist einfach dahin­ge­schmol­zen.  

JANE: Na klar, wir sind ja erwachsen schon total süß, aber Meeribabies sind einfach un­wider­steh­lich.

HENRY: Nach den Babies sind die Züchterin und die Kerstin dann um den Käfigturm in der Mitte vom Schuppen drumrum gegangen auf die andere Seite. Dort war dann ein Käfig, in dem meh­re­re Meeris saßen und mittendrin lag ein totes Schweinchen.

TOFFEE: Wie schrecklich!

HENRY: Die Züchterin nahm es dann da raus, legte es auf einen kleinen Tisch und sagte, sie hätte sich schon gedacht, dass diese es nicht schafft, die sei gestern schon schlecht drauf gewesen.


Henry

CLARA: Ein Tierarztbesuch kam wohl nicht in Frage?

JANE: Bei so vielen Schweinchen ist der doch ein einzelnes egal. Frustriert-MUIG.

HENRY: Die Mama Kerstin war inzwischen schon so weit, dass sie am liebsten alle Schweinchen mi­tgenommen hätte, damit die da 'rauskommen. Und in dem Moment fischte diese Züchterin ein kleines rothaariges Schweinchen aus einer Wanne und sag­te, die hier sei zum abgeben. Das war dann Röschen.

Röschen kletterte gleich auf der Kerstin rum, schnusselte an ihrem Kinn und hat sich direkt in ihr Herz hineingeschweinelt. Und als die Züchterin sagte, diese da sei ein American Crested, aber sie tauge nicht für die Zucht, weil sie eine Fehlfarbe sei, war es ganz um die Mama Kerstin ge­sche­hen.

CLARA: Wie kann ein Meerschweinchen eine Fehlfarbe sein? Wir sind doch alle ganz in­dividuell per­fekt, so wie wir sind.

HENRY: Das fand die Kerstin auch. Aber Röschen hatte nicht nur rote Haare und ei­nen weißen Pips auf dem Kopf, sondern eine ganz niedliche weiße Blesse, so ein biss­chen mehr links auf der Na­se. Das war nicht das, was die Züchterin wollte, die woll­te Schweinchen ohne Blesse. Dabei hat gerade die Blesse das Röschen zu etwas ganz besonderem gemacht.

 


Röschen

JANE: Von wegen Züchterin! Pah-MUIG! Hätte sie Ahnung vom Züchten gehabt, hätte sie mit den richtigen Elterntieren gezüchtet. Züchten ist aber mehr als zwei Schweinchen Babies ma­chen zu lassen.

CLARA: Genau. Diese Sorte Züchter sind auch nur Vermehrer.

TOFFEE: Aber alle neuen Meeris sind doch tolle Schweinchen.

JANE: Ja, für uns, weil uns egal ist, welch Rasse unsere Kumpels und Freundinnen ha­ben, Hauptsache Meer­schwein­chen. Aber Menschen sind anders.

HENRY: Jedenfalls wollte die Kerstin Röschen auf keinen Fall mehr hergeben. Sie hat­te das Ge­fühl, sie muss sie unbedingt da rausholen und retten, wenigstens dieses ei­ne Schweinchen.

JANE: Ja, ja, das ist ja ein Klassiker. Da sind schon viele anständige Menschen drauf rein­gefallen. Erst kommt "Sind die nicht süß?", dann kommt "Die sind ganz arm dran." und am Schluss kommt die Masche mit dem schlechten Gewissen "Wenn du das Tierchen nicht rettest, ist es verloren."

CLARA: Solchen Züchtern sollte man keine Tiere abkaufen, dann machen die immer weiter, weil sie Erfolg haben.

TOFFEE: Aber wenn die Kerstin Röschen nicht gerettet hätte, wäre sie doch auch ewig in so einem Käfig geblieben. So hat die Kerstin doch wenigstens Röschen ge­rettet.

JANE: Das ist ja genau das Problem, dass man solche armen Tiere retten möchte und damit gleichzeitig dazu beiträgt, dass immer neue Tiere nachkommen, die dann auch wieder gerettet werden müssen. Und die gemeinen Menschen verdienen an unserem Elend.

CLARA: Ich nehme nicht an, dass es einen Schutzvertrag gab?!

HENRY: Natürlich nicht. Nur Schwein gegen Schein. Die Züchterin wollte auch gar nicht wissen, wie die Mama Kerstin heißt oder wo sie wohnt oder in welchen Um­stän­den das verkaufte Meeri le­ben wird. Sie hat Röschen mit einer Handvoll Heu in ei­nen Pappkarton gesetzt und dann ist die Kerstin mit der Kleinen nach Hause ge­fah­ren.

CLARA: Ich finde ja, dass man Menschen, die mit Tieren schlecht umgehen, ge­nau­so behandeln soll­te wie die uns. Diese Züchterin hätte ich ganz lange in einen kleinen Kä­fig gesperrt und den, der Henry im Winter im Wald ausgesetzt hat, hätte ich auch im Winter in den Wald gesetzt, aber ohne Jacke und Hose. MUIG!

TOFFEE: Ist das nicht sehr radikal?

CLARA: Nicht radikaler als die Menschen mit uns umgehen.

JANE: Aber wir wollen doch nicht genauso sein wie die?!

CLARA: Hm... (nachdenklich-MUIG)

 


Clara

HENRY: Ich erzähl dann mal weiter, wenn's Recht ist.

Als die Kerstin Röschen daheim aus dem Karton holte und sie in den zweiten Käfig setzte hab' ich mich gar nicht mehr eingekriegt vor Glück. Endlich nicht mehr alleine sein. Endlich wieder je­mand zum Erzählen. Ich habe den ganzen Abend an der Kä­fig­seite verbracht, wo ich ihr am Nächsten war. Ich hab' mich am Gitter hochgestellt und gerufen und versucht die Käfigstangen durch­zunagen, um zu ihr rüberzuklettern. Sie war ziemlich fertig von der ganzen Aufregung und sie hat die vielen anderen Schwein­chen vermisst. Wir haben ein bisschen miteinander erzählt und wir mochten uns gleich gut leiden. Ich war richtig froh.

Aber am nächsten Morgen war Röschen krank.

TOFFEE: Oh nein!

HENRY: Ja, das war schrecklich. Aber davon erzähle ich dann nächste Woche. Jetzt schauen wir erst mal, ob unsere Gurkenscheibe schon geschnibbelt ist. Keeeeeeeerstiiiiiiin......

KERSTIN-ZWEIBEIN: Schon zur Stelle.

MÄDELS-CHOR: Wir auch, wir auch?!

KERSTIN-ZWEIBEIN: Klar doch, Mädels.

HENRY: Also tschüss dann, mjamm schmatz, bis nächste Woche...

..... Fortsetzung folgt nächste Woche Samstag....


 

 

 

 

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