Was David vor dem Eintreffen in unserer Pflegestelle alles erlebt hat, dass weiß nur er selbst. Vom Sozialamt an das Tierheim Gernsheim übergeben und dann an uns, dass Alter unbekannt. Vermutlich, aufgrund seiner ausgeprägten Augenverknöcherung und der Aussage unsere Tierärztin, sicherlich schon 6 Jahre alt. In der kurzen Zeit bei uns hat er schon einige OPs überstehen müssen. Die Kastration, daraufhin ein Kastrationsabszess. Einige Zeit später weitere Abszesse an Nase und Bein. Danach wurde ein weiterer Knubbel am rechten Bein entdeckt, dieser stellte sich als Knochentumor heraus.
Wir hatten uns damals dazu entschlossen, diesen zu beobachten und David mit Schmerzmittel einzustellen. Eine Amputation kam für uns zu diesem Zeitpunkt nicht in Frage, der Knubbel war nicht so groß, dass er störte, mit den Schmerzmittel schien dieser auch nicht zu belasten und ob ein Tier nach der Amputation auch wirklich klar kommt, ist eine weitere Frage. Nun wuchs dieser Tumor aber weiter, auf die Ausmaße einer sehr großen Walnuß. Und gerade in den letzten 2-3 Wochen merkte man, nun begann der Knubbel Schmerzen zu bereiten, David nahm oft eine Schonhaltung ein und legte das Beinchen hoch. So konnte das nicht weiter gehen.
Also waren wir am Dienstag bei unserer Tierärztin. Nach einer Röntgenaufnahme, die glücklicherweise keinen Metastasen in Lunge usw. zeigte, stimmte unsere Tierärztin in eine OP zu und auch ich hatte weniger Bedenken, wie es David danach ergehen könnte, denn ich hatte beobachtet, dass er sein Beinchen nun immer weniger benutzt hat. Mulmig war mir dennoch zu Mute, was tue ich dem kleinen Kerlchen mit meiner Entscheidung an?
Gestern war es dann soweit, die OP verlief sehr gut. David verlor kaum Blut, das Beinchen war vorab gut abgebunden worden. Er brauchte etwas länger zum Wachwerden und dämmerte dann mit Wärmeflaschen auch etwas vor sich hin. Bis ich ihn Abends abholte, hat er aber schon wieder etwas gefressen und die Köttel sahen auch sehr gut aus. Die Wunde war mit einem großen Klebeverband abgedeckt. Sein Beinchen lag daneben.... in einer Metallschale...
Zuhause angekommen machte ich mich daran das komplette Gehege 270*90cm mit Fleece-Tüchern auszulegen. Über das Einstreu, damit alles schön weich und gepolstert ist und damit der Urin direkt abfließen kann. Bei solch einer großen Wunde möchte ich kein Risiko eingehen. Dann holte ich David zum ersten Wiegen aus dem Transportbox, ich wusste erst mal nicht wie ich ihn anfassen sollte..... wollte ich ihm doch nicht noch mehr Schmerzen bereiten. Knapp 70 Gramm wiegt er nun weniger.... ich setze ihn dann ins Gehege und schaute gebannt, wie er sich nun verhalten würde. Er hüpfte, zwar etwas wackelig, aber sehr gekonnt auf seinen drei Beinchen Richtung Unterschlupf. Ich fand, dass sah schon sehr gut aus. Darauf hin legte ich direkt etwas Frischfutter ins Gehege, welches sich Priska natürlich direkt einverleibte. Das machte David aber auch neugierig und er kam wieder nach vorne und mampfte langsam mit. Danach wackelte er zum Heu und mampfte dort weiter. Man hörte förmlich einige Steine von meinem Herzen fallen, wenn er frisst, ist das doch schon ein sehr gutes Zeichen.
Danach versuchte sich der arme Tropf zu putzen... nur das wollte wirklich garnicht gelingen, er drohte ständig umzufallen. Da werden wohl einige Übungsanläufe nötig werden. Später gab es nochmal eine Runde Frischfutter, davon nahm sich David auch wieder etwas. Nur dann begann Priska sich fürchterlich zu beschweren und zu zicken, mit den Zähnen zu klappern. Irgendwie war ihr der neue David wohl nicht geheuer und das Gezeter wollte erst mal garnicht aufhören. David schnatterte mit, brommselte und versuchte mit dem Hintern zu wackeln... ich überlegte schon ihn extra zu setzen, der Streß muss ja nun wirklich nicht sein.
Über Nacht hat sich aber alles beruhigt, die Waage zeigte nur 3 Gramm weniger als zum Vortag, die Köttel sahen weiterhin gut aus und das bereitgestellte Trockengemüse fraß David mit Genuß. Ich befreite während dessen das Gehege von allen Kötteln und dachte mir dabei, wenn nun alles gut verheilt, dann kann David vielleicht doch noch ein gutes Leben haben.
Der Zeitpunkt der OP hätte wohl nicht passender gewählt werden können. David war noch munter, das Gewicht hatte er noch gehalten und das Beinchen war mittlerweile eher Last als Nutzen, so dass die Umstellung nur noch mit drei Beinchen zu laufen, wohl nicht so schwer war, wenn ich ihn nun so im Gehege laufen sehe.
Drückt dem süßen Kämpfer ganz fest alle Daumen, dass er schnell wieder gesund wird!
