Henry & Co.: Was bisher geschah.... 
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HENRY: Hallo Leute, hier ist wieder euer Henry.

Wir hoffen, Ihr habt auch so ein herrlich entspanntes Osterfest wie wir, gähn-MUIG. Wir fläääääzen hier faul auf unseren Kuschelbettchen herum und genießen, dass wir nicht arbeiten müssen.

TOFFEE: Aber wir müssen doch NIE arbeiten.

CLARA: Das ist auch genau richtig so!

HENRY: Aber andere müssen gerade ganz schön hart ackern. Die Hühner legen schon wochenlang Eier am Fließband, um die Nachfrage an den Ostertagen zu bedie­nen und die Hasen bemalen auch schon wochenlang Eier und liefern sie aus.

CLARA: Was haben eigentlich die Hasen mit den Eiern zu tun?

JANE: Gar nichts. Das geht auch wieder alles auf uralte heidnische Bräuche zurück.

CLARA: Ach je, stöhn-MUIG, hätt' ich bloß nicht gefragt, gleich kommst du wieder an mit deiner Wintersonnenwende.

JANE: Nein, die ist Weihnachten. Aber genau zwischen der Winter- und der Sommer­­sonnenwende, nämlich am 21. März, gibt es die Tag- und Nachtgleiche. An dem Tag sind der Tag und die Nacht genau gleich lang. Und damit beginnt der Frühling. Und das haben die Menschen schon immer gefeiert und ihren gerade zuständigen Göt­tern Opfer gebracht.

TOFFEE: Quiieeck-MUIG, aber doch keine Meerschweinchen? Wir waren doch auch mal als Opfertiere beliebt.

HENRY: Nein nein, wir waren ja in Südamerika. Jane spricht vom frühen Europa.

JANE: Ganz früher dachten die Menschen, dass zu Beginn aller Zeiten die Große Göt­tin das Weltenei legte, das sie zwischen ihren Brüsten wärmte und Jahrtausende im großen Dunkel reifen ließ. Als die Schale aufsprang fiel die ganze Welt heraus, Er­de, Wasser, Tiere und Pflanzen. Und aus dem Dotter entstand die Sonne.

HENRY: Und weil nach der Nacht immer wieder der Tag kommt und nach dem Winter immer wieder der Frühling, feierten ganz viele alte religiöse Kulturen den Mythos von Tod und Auferstehung.

JANE: Ja, der Mithras-Kult in Europa, im römischen Reich und Kleinasien hatte den Gott Mithras, der starb und an Ostern, also zum Frühlingsbeginn, aus einer Felsenhöh­le auferstand. Die Germanen hatten die Frühlings- und Fruchtbarkeitsgöttin Ostera. Bei den Angelsachsen hieß sie Eostre. Die Griechen hatten Aphrodite, die für das Wachsen und Entstehen zuständig war. Es ging immer darum, dass die lebensspendende Sonne immer wieder im Osten aufersteht, jeden Tag und jedes Jahr mit dem Frühling. Und den Toten gaben die Menschen oft Eier mit ins Grab, weil die da­für standen, dass aus dem wie ein Grab verschlossenen Ei neues Leben entsteht. Frü­her bemalte man fast alle Eier rot, weil rot als die Farbe des Lebens galt.

CLARA: OK, soviel zu den Eiern und der Symbolik. Aber was ist mit den Hasen?


Das Clara-Osterei

JANE: Die Menschen glaubten, dass die Frühlingsgöttinnen den dunklen, kalten Win­ter besiegten und ab der Tagundnachtgleiche wurden die Tage wieder länger als die Nächte, es wurde wieder wärmer und sonniger und grüner. Viele Jungtiere wur­den geboren und alles war wieder fruchtbar. Und Sinnbild für die Lebenskraft und Frucht­barkeit war der Hase, weil der im Frühling der erste war, der Junge kriegte. Des­halb waren Hasen immer die Begleittiere der Fruchtbarkeitsgöttinnen. Außerdem ver­mehren sich Hasen wie die Karnickel.

TOFFEE: Aber Hasen und Kaninchen sind doch total unterschiedlich. Hasen sind viel größer, leben auf dem Feld und sind Einzelgänger, während Kaninchen gesellig sind und ihre Babies in Höhlen aufziehen. Und Kaninchen pflanzen sich viel öfter fort und kriegen jedes Mal mehr Junge als die Hasen.

CLARA: Verächtlich-MUIG. Ich wette, da hatte wieder irgendein Zweibein keine Ahnung vom Unterschied und dann hatten die Hasen den Ruhm und die Kaninchen das Nachsehen.

HENRY: Nein, nein, es waren schon die echten Hasen gemeint. Das liegt daran, dass es damals in Nordeuropa noch keine Kaninchen gab. Die sind erst später aus Süd­europa eingewandert. Aber die Kaninchen können heilfroh sein, dass sie jetzt nicht die ganze Arbeit am Bein haben, sondern genau wie wir gemütlich in ihren Höh­len liegen und dösen können.

CLARA: Gut, dass wir Meeris noch später nach Europa gekommen sind. Wir sind ja auch recht reproduktiv und ich hätte jetzt echt keine Lust, Eier verstecken zu gehen, da­mit die Zweibeinkinder sie finden.

JANE: Als sich dann das Christentum ausbreitete, baute es auf den alten Ritualen auf, weil die Menschen ihre uralten Bräuche und Vorstellungen nicht aufgeben wollten. Also machte es aus der jährlichen Wiedergeburt die einmalige Auferstehung des Got­tessohns und aus der jährlichen Erlösung von Dunkelheit und Frost die dauernde Aus­sicht auf Erlösung. Die Menschen haben aber ihre Göttin Ostera so hartnäckig ver­ehrt, dass die katholische Kirche ihr größtes Fest, die Auferstehung, im Konzil von Nizäa im Jahr 325 auf den Zeitpunkt der alten Ostera-Rituale legte und mit „Ostern" diesem Fest auch den Namen der Göttin gab.

TOFFEE: Aber Ostern ist doch jedes Jahr an einem anderen Tag.

HENRY: Ja, weil das Osterfest ein unregelmäßiger Feiertag ist, der sich immer noch nach dem alten Mondkalender richtet. Deshalb ist Ostern immer am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühlings. Und Frühlingsbeginn ist immer der 21. März, die "Frühlings-Tagundnachtgleiche". Damit ist der früheste mögliche Ostertermin der 22. März, wenn der Vollmond auf den 21. März fällt und der 22. März ein Sonntag ist. Der späteste mögliche Ostertermin ist der 25. April.


Das Henry-Osterei

JANE: Und alle anderen unregelmäßigen kirchlichen Feiertage des Jahres leiten sich von Ostern ab. Aschermittwoch zum Beispiel ist 46 Tage vor Ostern. Eigentlich fängt nämlich Ostern schon am Aschermittwoch an, nach dem kommen 40 Tage Fa­stenzeit. Aber weil die Sonntage vom Fasten ausgenommen sind, liegt der Ascher­mittwoch tatsächlich 46 Tage vor Ostern.

TOFFEE: 40 Tage lang fasten, fassungslos-MUIG?! Ich glaub' nicht, dass es da viele ka­tholische Meerschweinchen gibt.

CLARA: Da kannst du wohl Recht haben, kopfschüttelnd-MUIG.

JANE: Die Woche vor Ostern ist dann die Karwoche, das kommt vom althochdeut­schen Wort "kara", das bedeutet Kummer, klagen oder trauern. Die Woche fängt mit dem Palmsonntag an, da gedenkt man mit Prozessionen und der Segnung von Palm­zweigen des Einzugs von Jesus in Jerusalem. Am Gründonnerstag feiert man das letzte Abendmahl Jesu mit den Jüngern. Grün kommt vom altdeutschen Wort grei­nen, das bedeutet weinen. Am Karfreitag gedenkt man des Todes Jesu am Kreuz. Dann ist am Karsamstag Grabesruhe und am dritten Tag, dem Ostersonntag, fei­ert man die Auferstehung Jesu.

CLARA: Ist das nicht erst der zweite Tag nach dem Tod?

HENRY: Da darf man nicht so kleinlich sein, so steht es halt in der Bibel.

TOFFEE: Und wofür ist der Ostermontag da?

JANE: Der ist einfach noch frei, weil für ein so wichtiges Fest ein Tag nicht reicht, um gebührend zu feiern. Mit dem Osterfest beginnt dann auch die Zeit der Oster­freu­de, die 50 Tage dauert und mit dem Pfingstfest endet, wo die Jünger Christi vom Heiligen Geist erleuchtet wurden.

TOFFEE: Das erklärt jetzt aber alles noch nicht, warum an einem so fröhlichen Fest mit Auferstehung und Lebenskraft so viele kleine Lämmchen geschlachtet und auf­ge­gessen werden. Für die ist Ostern doch eine Katastrophe!

HENRY: Das kommt von dem jüdischen Ritual, zum Passahfest zum Gedenken an Gott ein Lamm zu schlachten und zu essen. Die katholische Kirche hat dieses Ritual mit dem Osterlamm gleich mit in den christlichen Glauben integriert. Hier ist es sym­bo­lisch zum Lamm Gottes geworden. Außerdem ist das Lamm mit seinem weißem Fell ein Symbol für die Reinheit und friedliche Lebensweise der Schafe und das soll ein Zeichen für die Menschen sein, ebenfalls in Frieden zu leben.  

CLARA: Die armen Lämmchen. Die haben bei der ganzen Geschichte echt die A…karte gezogen.

JANE: Heutzutage gibt es aber auch schon aus Rührteig gebackene und schön verzierte Osterlämmer.

HENRY: In den verschiedenen Regionen und Ländern gibt es heute noch ganz viele ver­schiedene Rituale, die bei der Verbreitung des Christentums einfach übernommen wurden, weil die Leute sie nicht aufgeben wollten.

In Böhmen durfte am Karfreitag kein Brot gebacken werden, weil da die Hexengefahr besonders groß gewesen sein soll, und in der Lausitz rollt man Eier durch Felder und Wiesen, damit eine gute Ernte gedeiht. Die Finnen schlagen sich gegenseitig mit Bir­kenruten zur Erinnerung an die Palmwedel, mit denen Jesus in Jerusalem em­pfan­gen wurde. In der Bretagne sät man am Karfreitag Veilchen aus, die stehen auch für Früh­ling und Fruchtbarkeit und waren Attribute der Frühlingsgöttin Persephone. Auf den Philippinen geißeln sich Menschen sogar und manche lassen sich an Karfreitag rich­tig an ein Kreuz nageln.

TOFFEE: Ach-je-MUIG. Ist das jetzt nicht ein bisschen übertrieben?

JANE: Naja, wir Tiere würden uns sowas nicht antun.


Das Jane-Osterei

HENRY: In Deutschland jedenfalls gibt es an vielen Orten große Osterfeuer und an man­chen Orten werden riesige Feuerräder aus Reisig von Hügeln gerollt. Die Osterfeu­er symbolisieren die Sonne als Lebensspender und Sieger über den Winter. Durch die Feuer wollten die Menschen früher die Fruchtbarkeit, das Wachstum und die Ern­te sichern. Bei den Christen stehen die Osterfeuer symbolhaft für das Licht­wer­den durch die Auferstehung Christi.

Am geweihten Osterfeuer wird eine Osterkerze entzündet, die dann in die dunkle Kir­che getragen wird. An der Osterkerze zündet die Gemeinde dann ihre mitgebrach­ten Osterkerzen an. Das soll bedeuten, dass Jesus der Ursprung des Lebens ist und Licht in die Dunkelheit bringt.

CLARA: Vom Eiertitschen hab' ich schon gehört. Die Menschen schlagen zwei Eier an­einander, und der, dessen Ei ganz bleibt, bekommt dann beide Eier.

JANE: Und schwedische Frauen, die einen Liebsten erobern möchten, gehen in den Os­ternächten heimlich an eine Quelle, um das Osterwasser als Symbol der Fruchtbar­keit zu holen. Die Frauen dürfen dabei weder sprechen noch den schlafenden Ge­lieb­ten aufwecken, wenn sie ihn mit dem Wasser beträufeln. Es darf auch kein Was­ser­tropfen unterwegs verloren gehen.

TOFFEE: Unglaublich, was den Menschen so alles einfällt.

CLARA: Ja, und dass ihnen scheinbar gar nicht auffällt, dass ihnen lauter alte Ritu­a­le in neuer Verpackung verkauft werden.

HENRY: Wenn den Menschen sowas auffallen würde, käme im Fernsehen auch nicht immer derselbe Käse.

JANE: Dann freut euch bestimmt, dass den Menschen in Australien was ganz Neues zu Ostern eingefallen ist. Dort bringt nämlich nicht mehr der Osterhase die Eier. Von Hasen haben die Leute dort nämlich genug. Die wurden irgendwann nach Australien eingeschleppt und weil sie so fruchtbar sind, sind sie jetzt eine schlimme Land­plage. Sie fressen vielen einheimischen Tieren das Futter weg und viele australi­sche Tierarten sind schon vom Aussterben bedroht. Deshalb haben die Australier jetzt den Bilby, der die Eier bringt.

TOFFEE: Den was?

JANE: Ein Bilby ist ein australisches Beuteltier mit langer Nase und großen Ohren. Der heißt auch Kaninchennasenbeutler. Der ersetzt jetzt Ostern den Hasen und bringt den Menschen die Eier in seinem Beutel. Dadurch hat er jetzt auch Publicity und viele Menschen erfahren dadurch, wie gefährdet diese Tierart ist. Inzwischen gibt es Vereine, die den Bilby schützen und Spenden für Bilbies sammeln.

CLARA: Na das ist doch endlich mal eine sinnvolle Veränderung eines ollen Rituals. Gut für die Bilbies.

TOFFEE: Bei mir wäre Ostern auch ganz anders.

HENRY: Jetzt bin ich gespannt.

TOFFEE: Bei mir gäbe es keine Fastenzeit, sondern schon 40 Tage lang vor Ostern täg­lich Extra-Leckerchen für alle. Dann hat man doch gleich viel mehr Vorfreude. Ich würde auch niemanden mit Birkenruten hauen, sondern wir würden alle gemeinsam die Birkenblätter und -zweige aufessen. Die Lämmchen dürften mit den Hühnern und Ha­­sen auf großen, grünen, saftigen Wiesen ganz entspannt die Feiertage verbringen und die Hühner dürften ihre Eier alle ausbrüten und sich über ihre Küken freuen. Ei­för­mig sind wir schließlich selbst, das reicht.

Osterfeuer würde ich auch abschaffen, schließlich ist unser Haus aus Holz und dann das ganze Heu und Stroh und so, nicht dass hier alles abbrennt. An den Osterfei­er­ta­gen gäbe es für alle Gemüse und Salat all-you-can-eat. Nur mit den Veilchen und den Palmzweigen weiß ich nicht so recht; dürfen wir die essen?


Das Toffee-Osterei

JANE: Richtige Veilchen dürfen wir essen, bloß keine Alpenveilchen, die sind näm­lich keine Veilchen, sondern heißen nur so. Die Palmzweige würde ich lieber weg­las­sen.

CLARA: Klingt klasse, bei Toffees Osterfest bin ich sofort dabei! Aber rot einfärben las­se ich mich nicht.

HENRY: Ich bin auch dabei. Und nach jedem Essen kriechen wir in unsere Ku­schel­höh­­len und schlafen eine Runde und wenn wir dann wieder rauskriechen, ist das un­ser Symbol für das immer wiederkehrende Auferstehen.

JANE: Na, wenn du Schlafmaus wieder aus der Höhle kriechst, ist das schon ein Grund zum Feiern. Dann essen wir alle zusammen am Buffet.

TOFFEE: Bei uns gibt's aber nicht nur Abendmahl, sondern Rund-um-die-Uhr-Ver­kö­sti­gung, das verstehe ich unter Lebenskreislauf. Und gekreuzigt wird auch nicht. Wir op­fern lieber eine schöne große Schlangengurke.

HENRY: Gute Idee, damit könnten wir doch gleich mal anfangen. Keeeeeeerstiiiiiiinnn……

KERSTIN-ZWEIBEIN: Einmal Ostergurke für alle?

CLARA: Nur her damit.

HENRY: Danke. Fröhliche Ostern für euch alle da draußen! Also tschüss dann, mampf schmatz, bis nächste Woche…

..... Fortsetzung folgt nächste Woche Samstag....


 

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