Henry & Co.: Was bisher geschah.... 
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HENRY: Hallo Leute, hier bin ich wieder, euer Henry.

Heute wollte ich mal darüber sprechen wie wir unsere Hinterlassenschaften herstellen.

CLARA: Du willst über KÖTTEL sprechen??? Ungläubig-MUIG. Was gibt's denn da zu erzählen? Raus damit und tschüss.

HENRY: Von wegen. Unsere Verdauung ist ein total spannenes Thema.

TOFFEE: Wie kommst du denn darauf?

HENRY: Ich hab' doch letzte Woche von unserem kleinen Baby-Hund erzählt und dass Raven immer ganz fasziniert der Kerstin zugeschaut hat, wenn die unser Haus putzte. Das lag aber nicht an uns oder der Putzerei, sondern an unseren Kötteln. Auf die war Raven nämlich total scharf, ungefähr so wie die Clara auf Sonnenblumenkerne.

TOFFEE: Schmecken unsere Köttel denn?

JANE: Geschmack ist halt was ganz individuelles und liegt sozusagen auf der Zunge des Schmeckers.

HENRY: Wenn der Kerstin ein Köttel runterfiel, stürzte sich Raven drauf wie ein Raubvogel und gulpte ihn runter.

CLARA: Ach, daher der Name.

HENRY: Unsere Köttel haben ungefähr die Größe von Hundeleckerchen. Ich nehme an, dass der Baby-Hund das verwechselt hat.

JANE: Die Kerstin hat erst Witze gemacht über Klein-Ravens Vorliebe für Köttel. Sie meinte, sie könnte die ja trocknen und in die Leckerchen-Dose füllen, das würde enorm Geld sparen.

CLARA: Naja, unsere Hinterlassenschaften bestehen nur aus gesunden und natürlichen Zutaten, sind voll mit Rohfasern, für Vegetarier geeignet, ohne Farb- und Konservierungsstoffe und frisch vom Erzeuger. Da weiss man, was man hat.

HENRY: Die Mama Kerstin hat mich dann gefragt, ob wir unsere Köttel nicht gleich in Form kleiner Knochen herstellen könnten oder in Herzform, dann würde keiner mehr den Unterschied merken.

TOFFEE: Ich glaub' nicht, dass ich das beinflussen kann.

JANE: Selbst wenn das ginge, sollten wir uns auf so was gar nicht erst einlassen. Auf einmal stecken wir in der Tretmühle und sind nur noch im Stress.  

HENRY: Jedenfalls haben wir eine ganz besondere Verdauung. Wusstet ihr, dass wir Meeris zu einem Viertel unserer Körpermasse aus Verdauungsorganen bestehen?

CLARA: Ach deshalb sagt die Kerstin manchmal, wir seien "Laufmägen".

HENRY: Ach, unsere Mägen sind gar nicht so bedeutend. Aber unser Darm, der hat es in sich. Der ist nämlich gute 230 cm lang, also etwa neunmal so lang wie unser ganzer Körper. Das liegt daran, dass wir reine Pflanzenfresser sind, sogenannte Herbivoren. Pflanzenfresser brauchen einen viel längeren Darm als Fleischfresser, weil Pflanzen viel schwerer zu verdauen sind als Fleisch.

TOFFEE: Deshalb bin ich also abends immer so müde, Geistesblitz-MUIG. Kein Wunder, bei der Schwerarbeit, die mein Darm immer leistet.

JANE: Ja, unser Darm muss ja auch rund um die Uhr arbeiten, weil wir nämlich einen Stopfdarm haben. Wir haben kaum Muskeln in unseren Darmwänden, die den Inhalt weitertransportieren könnten. Das nennt man Peristaltik, aber die fehlt uns ziemlich, so dass wir ständig essen müssen. Nur durch das neue Essen wird der Speisebrei in unserem Darm vorwärts geschoben, um dort verdaut zu werden, bis er am Ende als Köttel hinten raus kommt.


Jane

CLARA: Wir sind also gar nicht verfressen, sondern essen nur, weil wir müssen.

HENRY: Sozusagen. Unsere Verdauung fängt also schon im Mäulchen an. Erst beißen wir mit den Nagezähnen grobe Essensstücke ab, dann zermahlen wir das Essen mit den Backenzähnen bis es schön klein und eingespeichelt ist. Dann geht's runter durch die Speiseröhre in den Magen. Der ist gar nicht so groß, nur etwa 20 bis 30 ml.

CLARA: Toffees Magen ist bestimmt größer. Die hat mal zwei ganze frische große Maisblätter gegessen, die waren bestimmt mehr als 30 ml.

JANE: Danach konnte sie aber auch nicht mehr sitzen, nur noch ganz langgestreckt liegen und ihre Beine standen an der Seite richtig ab, weil sie in der Mitte so rund war.

TOFFEE: Frische Maisblätter sind aber auch kööööööstlich, schmatz-MUIG. Aber das zweite Blatt wäre mir fast wieder hochgekommen.

HENRY: Das glaub' ich kaum. Unsere Verdauung hat nämlich keinen Rückwärtsgang. Anders als die meisten Tiere können wir nicht brechen. Wenn wir was erstmal geschluckt haben, dann muss es auch ganz durch uns durch. Das kann ein echtes Problem sein, wenn wir mal was Unrechtes essen. Es dauert nämlich ungefähr fünf bis sechs Tage bis das, was wir vorne essen, dann hinten wieder rauskommt.

JANE: Aber weil unser Magen eher klein ist, müssen wir auch ganz oft kleine Portionen essen. Deshalb nehmen wir ungefähr 60 bis 80 kleine Mahlzeiten am Tag zu uns und deshalb müssen wir immer genug Heu und anderes Futter zur Verfügung haben. Uns Meeris kann man nicht nur zweimal am Tag eine große Portion füttern, wir brauchen ständig Nachschub.

HENRY: Jedenfalls geht's im Magen dann los mit der Verdauung. Dort wird unser Essen vermischt und dort gibt es Enzyme, die die Nahrung aufspalten und in ihre Bestandteile zerlegen. Dann rutscht das Essen weiter in den Dünndarm. Und der legt dann richtig los mit verdauen.

CLARA: Gut, dass das alles innen abläuft und wir davon eigentlich nichts mitkriegen.

HENRY: Jetzt wird's ein bisschen wissenschaftlich. Wir haben nämlich nicht nur einfach so einen Darm, sondern der teilt sich in verschiedene Abschnitte auf, die alle eigene Namen haben, und das auch noch in deutsch und in lateinisch. Die Jane war so lieb, das alles im Internet zu googeln. Leg doch mal los, Jane.

JANE: Also, es gibt den Dünndarm und den Dickdarm. Der Dünndarm kommt zuerst, direkt nach dem Magen, und er teilt sich wieder auf in drei Abschnitte. Als erstes kommt der Zwölffingerdarm, der heißt auch Duodenum. Danach kommt der Leerdarm, den man auch Jejunum nennt, und dann der Krummdarm, der auch Ileum heißt.

TOFFEE: Ui, mir raucht jetzt schon der Kopf.

HENRY: Der ganze Dünndarm ist ungefähr 145 cm lang. Im Zwölffingerdarm, der ziemlich kurz ist, kommen zum Essensbrei noch Gallenflüssigkeit und Lymphe und Verdauungsenzyme aus der Bauchspeicheldrüse dazu. Die Enzyme spalten das Essen auf in Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette, Vitamine, Elektrolyte und Wasser. Das wird dann alles nach und nach durch die Darmwände aufgenommen, nämlich in jedem Darmabschnitt ein bisschen mehr.

CLARA: Also kommt jetzt der Leerdarm. Warum heißt der wohl so? Der ist doch bestimmt auch voll mit Essen.

JANE: Ja klar, aber im Internet steht, dass man den so nennt, weil wenn jemand stirbt und man schaut dann in den rein, dann ist dieser Darmabschnitt angeblich immer leer. Zumindest bei den Menschen.

TOFFEE: Was es alles gibt, staun-MUIG.


Toffee

HENRY: Im Leerdarm und danach im Krummdarm wird der größte Teil der Nährstoffe aufgenommen und auch schon ganz viel Wasser. Danach geht es nahtlos weiter mit dem Dickdarm. Jane, das ist wieder dein Stichwort.

JANE: Unser Dickdarm ist ungefähr 85 cm lang und besteht auch aus drei Abschnitten, nämlich dem Blinddarm, der auch Caecum heißt, dann dem Grimmdarm, auch Colon genannt, und zuletzt dem Mastdarm, der wird auch Enddarm oder Rectum genannt.

HENRY: Danke, Jane.

TOFFEE: Blinddarm? Wunder-MUIG. Können denn die anderen Darmabschnitte was sehen? Ich dachte, in unserem Bauch ist es sowieso ganz dunkel.

HENRY: Ist es auch. Keine Ahnung, warum der so heißt. Aber der Blinddarm ist bei uns Meeris was ganz besonderes. Der ist auch ganz besonders groß. Ungefähr zwei Drittel vom ganzen Magen-Darm-Inhalt sind immer im Blinddarm. Der füllt, obwohl er nur 15 cm lang ist, ungefähr ein Drittel unserer ganzen Bauchhöhle aus. Da drin hält sich der Essensbrei am längsten auf.

CLARA: Was hat der denn noch zu verdauen, wenn der Dünndarm schon so viele Nährstoffe aus dem Essen rausgeholt hat?

HENRY: Im Blinddarm sind ganz viele nützliche Bakterien, die Zellulose aufspalten. Zellulose sind so reißfeste Pflanzenfasern, durch die eine Pflanze überhaupt aufrecht stehen kann. Durch das Aufspalten entstehen gesunde Fettsäuren und Vitamine. Und jetzt kommt der Clou: Der Blinddarm teilt seinen Inhalt auf. Zwei Drittel des Essenbreis wird einfach weiter in den Grimmdarm geschickt, wo nur noch Wasser und ein paar Elektrolyte rausgefiltert werden, dann rutscht der unverdauliche Essensrest in den Enddarm und der portioniert den Ausschuss in Böhnchen, die wir dann hinten auswerfen.

TOFFEE: Und das letzte Drittel?

HENRY: Das kriegt eine Sonderbehandlung. Der Blinddarm produziert nämlich ganz wichtige B-Vitamine und Vitamin K, Eiweiße und für die Verdauung notwendige Bakterien. Diese feinen Sachen packt er in eine besondere Sorte Blinddarmkot, der heller und weicher ist. Den nennt man auch Caecotrophe. Der wird dann auch durch den Grimmdarm und Enddarm geschickt, wo auch wieder Wasser und Elektrolyte rausgeholt werden, aber die guten Sachen bleiben drin. Und wenn dieser Blinddarmkot mit den vielen guten Inhalten hinten ankommt, dann lassen wir diese besonderen Köttel nicht hinter uns fallen, sondern essen die gleich vom After weg wieder auf, damit die guten Sachen da drin nicht verloren gehen, sondern wir sie beim nächsten Verdauungsvorgang im Dünndarm wieder aufnehmen können.

CLARA: Hihi, das merken die Menschen oft gar nicht, sondern denken, dass wir uns putzen.


Clara

JANE: Wir stellen also ganz viele Vitamine in unserem Darm selbst her. Bloß Vitamin C können wir nicht selbst produzieren, sondern müssen davon genug mit der Nahrung aufnehmen.

HENRY: Das Problem ist, dass das alles nur klappt, wenn wir anständiges und gesundes Futter kriegen mit viel Rohfasern drin, weil unsere Darmflora nur funktioniert, wenn der ph-Wert in unserem Darm OK ist. Aber wenn wir ungesundes Futter kriegen mit viel Zucker und Stärke drin, dann wird der ph-Wert unserer Darmflora zu sauer und die Darmflora stirbt ab und es bilden sich ganz viele Keime, durch die wir krank werden.

TOFFEE: Ach, deshalb gibt uns die Mama Kerstin kein Getreide und kein Trockenfutter.

HENRY: Ganz genau.

CLARA: Das heißt aber, dass der Baby-Hund nur die Köttel frisst, in denen nix besonderes mehr drin ist, weil die guten Blinddarmköttel, die überlassen wir keinem anderen.

HENRY: Die können wir auch gar nicht abgeben, weil wir die Vitamine da drin dringend brauchen. Wenn wir unseren Blinddarmkot nicht essen würden, würden wir in nur zwei bis drei Wochen einfach sterben.

TOFFEE: An sowas wollen wir gar nicht denken.

JANE: Henry, jetzt musst du aber auch noch von der Feldstudie erzählen, die die Mama Kerstin letztens betrieben hat.

HENRY: Richtig. Die Kerstin wollte wissen, wie viele Böhnchen wir eigentlich so am Tag produzieren. Also hat sie unser Haus an einem Abend ganz besonders gründlich geputzt, so dass nicht ein einziges Köttelchen mehr drin lag. Dann hat sie nach genau 12 Stunden wieder ganz gründlich geputzt und alle Köttel gezählt, die sie gefunden hat. Das waren 192 Stück, die wir in der Nacht produziert haben.

CLARA: Manchmal kann man sich nur wundern über sie.

HENRY: Nach nochmal 12 Stunden hat sie wieder geputzt und Köttel gezählt. Das waren 683, die wir tagsüber hergestellt haben.

CLARA: Ja klar, nachts schlafen wir ja auch viel mehr als tagsüber.

HENRY: 875 Köttel in 24 Stunden sind ungefähr 220 Stück pro Schweinchen, also im Durchschnitt alle sieben Minuten einer.


Henry

TOFFEE: Kein Wunder, dass wir nicht stubenrein sein können. Da kämen wir ja gar nicht mehr vom Klo.

JANE: Wenn wirklich jeder dritte Köttel ein Blinddarmköttel ist, den wir aufessen, so dass die Kerstin die nicht mitzählen konnte, dann würde ja jeder von uns 330 Köttel pro Tag machen.

CLARA: Und da denken die Menschen immer, wir hängen nur faul rum, dabei leisten wir Schwerarbeit mit dem ganzen Essen, Verdauen und wieder Ausscheiden.

HENRY: Seht ihr, ich hab' doch gesagt, das Thema ist spannend. Aber Raven darf längst keine Köttel mehr essen. Die Kerstin findet das eklig und in den Kötteln ist echt nichts verwertbares mehr drin. Die Kerstin hat die 875 Köttel auch noch gewogen und die waren nur 80 Gramm schwer.

TOFFEE: Echt? So viel Verdauungsarbeit für nur 20 Gramm Köttel pro Schwein und Tag?

HENRY: Wir verwerten halt alles, was geht.

CLARA: Ich würde jetzt gerne ein großes Stück Gurke verwerten.

TOFFEE: Wo in mir ist wohl jetzt gerade die Gurkenscheibe, die ich gestern morgen gegessen habe?

JANE: Ist doch egal. Wo sind wohl die Gurkenscheiben, die wir gleich essen?

KERSTIN-ZWEIBEIN: Schon auf dem Weg zu euch. Hier bitte, meine kleinen Fressmaschinen.

HENRY: Danke. Also tschüss dann, mampf schmatz, bis nächste Woche...

 

..... Fortsetzung folgt nächste Woche Samstag....


 

 


 

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