Da bin ich. Hallo allerseits! Herzlich Willkommen zur 34. Folge von WwW - Wilbert weiß Warum! Skinnys
Als unsere Gurkenschnippler diesen Sommer verreisten, (ohne mich... ***empör-muig***), waren der Leo und ich in einem von den "Urlaubsapartments" von SOS untergebracht. Ich sage Euch, das ist ein Service! Da kann sich ein Schweinchen nicht beschweren. Wir durften unsere Kuschelsachen mitbringen, es gab leckeres Heu am laufenden Band und auf dem Gemüsetellerchen lagen nur die knackigsten Gurken. Alles war prima. Doch als ich mal über den Gehegerand lugte, hab' ich mich so dolle erschreckt, dass mir fast der Bromms'ler im Hals stecken blieb. Im Bodendomizil nebenan wohnten auch Meeribuben, doch mit denen war was passiert. Ich wusste erst nicht, was mit ihnen geschehen war, doch dann dämmerte es mir: das war der FKK-Strand...
Skinnys:
Denkt man an Meerschweinchen, hat man Bilder von kleinen, plüschigen Gesellen im Kopf. Ob mit kurzen oder langen Haaren, hell oder dunkel, manche mit Löckchen oder Wirbeln. Allen ist gemein, dass sie flauschig durch's Leben trippeln. An Liebreiz sind alle Fellwürste nicht zu überbieten, und was gibt es niedlicheres, als zuzuschauen, wie sich ein Schweinchen der Fellpflege hingibt und danach noch zerstrubbelter ist.
Doch es gibt auch Meerschweinchen, die kein Fell haben! "Stimmt nicht", wird der ein oder andere sagen! Stimmt doch! Sie werden Skinnys genannt!
"Doch wo haben sie ihr Fell gelassen?" Nun, das ist eine gute Frage! Je nachdem, wer sie beantwortet - ob Züchter oder Tierschützer - wird die Aussage ein anderes Gewicht erhalten. Der Entstehung der nackten Meerschweinchen geht wohl eine Genmutation voraus, wie sie innerhalb der Evolution in jeder Tier- und Pflanzenart vorkommt. Ideen von Mutter Natur kommen und gehen. Was sich nicht bewährt, wird wieder fallen gelassen. So wäre es wohl auch mit der Mutation des Nackgens beim Meerschweinchen gewesen... Doch der Mensch hat - in den 1970er Jahren - diese Genveränderung am Leben erhalten und begann, sie durch die Zucht zu manifestieren. In den 1980er Jahren wurden die nackten Tiere, besonders in Amerika, in der Dermatologie als Versuchstiere eingesetzt.
Skinnys fehlt das Fell am Körper, lediglich eine leichte Behaarung im Gesicht, an den Füßen und manchmal am Rücken ist ihnen geblieben. Zum Glück besitzen sie ihre Fibrissen, die Tasthaare an der Nase, um sich zu orientieren. Ihren Leidensgenossen, den Baldwins, ist sogar dieses wichtige Sinnesorgan genommen. Kurz zur Erläuterung: Baldwins sind die zweite Nacktmeerschweinchenrasse, die es gibt. Baldwins kommen befellt zur Welt, doch nach kurzer Zeit verlieren sie alle Haare komplett, sogar die Tasthaare. Was dies für die Tiere bedeutet, kann man nicht ermessen.
Skinnys haben genau die gleichen Bedürfnisse wie ihre felligen Kollegen und bedürfen den gleichen umsorgten Schutz, den ein Gurkenschnippler ihnen bieten kann. Sie sind keine Kuriosität, mit der man angeben sollte. Sie möchten genauso in der Gruppe leben, brauchen den Meerschweinchenfreund zum Muckeln und Flitzen und fühlen sich in einer Kuschelrolle genauso wohl. Doch haben sie einen höheren Energiebedarf! Durch das fehlende und isolierende Fell fällt es Ihnen viel schwerer, Ihre Körpertemperatur zu halten und den Wärmehaushalt im Körper zu regulieren. Der Stoffwechsel fährt auf Hochtouren und sie benötigen mehr Futter, als Meerschweinchen mit Fell. Insgesamt sind sie unglaublich agil - man kann fast sagen: hyperaktiv - und oft ist ihnen eine kürzere Lebensdauer beschieden.
Skinnys sollten bei möglichst gleichbleibenden Umgebungstemperaturen gehalten werden und in Außenhaltung dürfen sie nicht gebracht werden. Besonders Sonneneinstrahlung kann auf der ungeschützten Haut zu starkem Sonnenbrand führen. Gerade bei älteren Tieren ist die Haut oft spröde und trocken und die Tiere müssen behutsam eingecremt werden. Eine Prozedur, von der sich jeder denken kann, dass Meerschweinchen sie nicht mögen. Bei manchen Tieren scheint die Haut im Gegensatz sehr zu fetten und wird richtig schuppig. Und zuletzt kommt es bei so viel unbedeckter Haut ständig zu Schrammen und Kratzern, zu Bisstackern oder kleinen Wunden. Was im Schweinchenalltag das Fell abhält, landet bei den Skinnys buchstäblich darunter!
In Österreich gelten die Skinnys und die Baldwins zu den Qualzuchten, in Deutschland ist das für die Skinnys noch nicht geklärt. Zum Glück in allem Unglück ist ihnen in ihrem Immunsystem der lebenswichtige Thymus geblieben, was bedeutet, dass sie immunkompetent sind. Auf Deutsch: Kommt z.B. eine Bazille am Gehege vorbei, beginnt das Immunsystem, wie bei einem befellten Tier, mit der Abwehrreaktion. Doch möchten wir bei Skinnys in dem Maße nicht von "gesunden Tieren" sprechen. Sie sind Tiere, denen ein wichtiger Teil ihres Körpers zum Überleben fehlt: IHR FELL!!!
In einer unserer Pflegestellen ist vor einigen Jahren ein Notfall von drei Skinnybübchen eingezogen! Unsere Sabrina kümmert sich seitdem sehr liebevoll um die Jungs. Leider musste einer des Trios, unser Jaron, in diesem Sommer seine Köfferchen packen... Doch vergessen ist der Kleine nicht. Erinnerungen an den Sommer:
Wie bei den "Fellwürsten" machen auch Skinnys am liebsten alles zusammen - alleine ist doof!
Durch den erhöhten Soffwechsel langen nicht mal 200 g Gemüse am Tag pro Tier - yummi, es gibt Leckerchen!
Und danach mal gleich an die Wasserbar...
Mit Fell und "Mit-Ohne-Fell" - geht auch gemeinsam!
Und Neugierde hat nichts mit Haaren zu tun, betteln kann jeder! :-)
Es sollte jedem zu denken geben, wie mit dem Leben umzugehen ist. Nicht alles, was machbar ist, sollte auch gemacht werden! Nun gibt es Skinnys in der Welt und auch sie brauchen ein behütetes Plätzchen, denn die Notstationen sind vermehrt gefüllt mit ihnen. Doch sollten sie weiter gezüchtet werden? Die Antwort ist doch leicht: "Wollen Sie am Montag nackt auf dem Bau arbeiten und 'ne Bodenplatte gießen?"
Wer sich interessiert und über den damaligen Notfall lesen möchte, kann dies auf der Seite der bekannten Fachautorin Christine Wilde tun. Diebrain ist ein Meerschweinchen "must-know" oder den direkten link nutzen: Skinnynotfall
***Genau-muig*** So ist das! Viel Spaß beim Lesen und bis nächsten Sonntag, wenn es wieder heißt: WwW - Wilbert weiß Warum
Die alten Folgen von WwW können hier nachgelesen werden: Wilbert weiß Warum
Zu den, im WwW, verlinkten Seiten:
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Hiermit distanziert sich Wilbert von Weizen ausdrücklich von den Inhalten der gelinkten Seiten in seiner Kolumne auf der Homepage von SOS Meerschweinchen!