Carlo musste am 29. Dezember erlöst werden. Er hatte den Kiefer ausgerenkt, konnte den Kopf nicht mehr heben und hatte schon Untertemperatur. Sein Mitbewohner Brownie und seine Mama haben wunderschöne Abschiedsbriefe verfasst:
Lieber Carlo,
fast zwei Jahre lang warst Du mein treuester Freund.
Wir haben zusammen gefuttert und zusammen diskutiert, wir waren zusammen an der Salatbar, haben zusammen gekuschelt und die Gegend unsicher gemacht. Manchmal waren wir auch nur auf der oberen Etage und haben uns über den Zickenkrieg auf der gegenüberliegenden Seite amüsiert, so etwas gab es bei uns nie.
Leider wurdest Du schwer krank und ich konnte Dir nicht helfen, auch wenn ich es noch so sehr versucht habe, gewärmt und an die Salatbar gestuppst habe ich Dich und Dir gezeigt, wie man isst, weil Du das wohl nicht mehr wusstest, ich hatte keine Chance und dann hat es mir auch nicht mehr geschmeckt.
Jetzt bist Du nicht mehr da und ich sitze hier ganz alleine und vermisse Dich. Man hat mir gesagt, Du seiest mit zwei Mädels über so eine Brücke gegangen, in ein Land, wo es keine Schmerzen mehr gibt, wo die Wiesen so grün und saftig sind, dass man den ganzen Tag futtern kann, dass dort ganz viele Meeries sind und dass wir uns eines Tages wieder sehen, vergiss mich also nicht!
Mach´s gut, mein Freund und komm gut an!
Dein Brownie
Lieber Carlo,
es war Anfang März 2013, als ich ein Böckchen für meine Männer-WG suchte. Die Wahl fiel hier auf Dich, weil ich mich sofort in Dich verliebt hatte. Deine wunderschöne Fellzeichnung verlieh Dir etwas Besonderes und Einzigartiges, wenngleich dadurch Dein Gesichtchen immer etwas traurig wirkte, was sich jedoch schlagartig änderte, wenn der Napf mit grünem Hafer gefüllt wurde, so kam mir das zumindest vor.
Aus der Männer-WG wurde relativ bald eine Zweiergruppe. Du und Brownie, ihr ward schon ein besonderes Gespann, alles habt Ihr zusammen unternommen, kein einziges Mal habt ihr Euch gestritten, der temperamentvolle vorwitzige Brown und Du mit Deinem ausgeglichenen Wesen, ihr habt so wundervoll harmoniert.
Meine Wonnepröppchen habe ich Euch genannt, weil ihr mir nie Kummer bereitet habt und trotz Eures stattlichen Gewichts rasend schnell im Gehege umher gesaust seid, was übrigens sehr niedlich anzuschauen war.
Dieses Glück hielt leider nur knappe zwei Jahre. Eine Woche vor Weihnachten habe ich gemerkt, dass Deine Zähne nicht in Ordnung sind, sie wurden dann auch beschliffen und ich war der trügerischen Hoffnung, dass nunmehr alles wieder gut sei, war es nicht, Du hattest Dir nämlich den Kiefer ausgerenkt, wie sich ganz zum Schluss herausstellte. Zwei Wochen lang haben wir gekämpft, Du hast Dich schließlich aufgegeben, die Schmerzen waren viel zu stark, so dass ich dich nur noch friedlich gehen lassen konnte. In unseren Herzen jedoch lebst Du weiter und Du fehlst uns sehr.
Lieber Carlo, ganz viele Lichter leuchteten Dir und ich hoffe, dass Du den Weg gefunden hast in eine andere, bessere Welt, eine Welt ohne Kummer und Schmerzen, mit Bergen von grünem Hafer, den Du Dir dann wieder schmecken lassen kannst. Ich drück Dir auch die Daumen, dass Du noch die beiden Mädels eingeholt hast, die sich kurz vor Dir auf den Weg gemacht haben.
Kommt gut an, Ihr Drei!
In Liebe
Deine Mama und Eure Patentante

Carlo und Brownie
