Pflegestelle Frankenthal

Eigentlich wollte ich Mila gar nicht haben.

Das ist eine harte Aussage, aber es stimmt, ich hatte es damals, vor drei Jahren, auf ein anderes Meerschweinchen abgesehen: Lola. Lola habe ich damals beim Einkauf in einem Gartencenter entdeckt, ich machte wie immer meinen obligatorischen Umweg durch die Kleintierabteilung und da sah ich sie: ein kleines glatthaariges, weißes „Mäuschen“ mit roten Augen, mit ihr in dem kleinen Glaskasten noch zwei andere Weibchen. Viele denken bei dem Anblick von weißem Fell und roten Augen wohl eher an Albinoratten und finden diesen Farbschlag gar nicht schön, aber ich fand sie einfach nur hübsch. Aber ich wollte widerstehen, denn ich hatte doch „schon“ fünf Meerschweinchen Zuhause (heute lache ich über „schon“ fünf, denn ich habe „nur noch“ sieben, zu Höchstzeiten hatte ich elf eigene Schweinchen). Also nahm ich am nächsten Tag eine damalige Freundin mit und habe ihr die kleine weiße Schönheit gezeigt. Sie war nicht so begeistert wie ich von „Lola“, dafür aber von dem bunten Rosettenweibchen, das dabei saß. Damals waren meine Favoriten eher Glatthaar-Meerschweinchen und daher konnte ich wiederum mit dem Rosetten-Weibchen weniger anfangen. Allerdings hatte die damalige Freundin nur ein unkastriertes Böckchen alleine (und das in Zeiten des Internets und Informationsüberflusses) und ich konnte sie davon überzeugen, dass sie ihr Böckchen kastrieren lässt und nach der vierwöchigen Absitzzeit das Weibchen dazu setzt, solange würde ich das Weibchen auch bei mir aufnehmen. Aber wir wollten uns das beide noch einmal überlegen und somit fuhren wir am Tag darauf wieder zum Gartencenter, dieses Mal zu dritt, mit meinem damaligen Freund (jetzt Mann), zur „Beratung“. Er war einverstanden und so ließen wir uns das weiße Glatthaar- und das bunte Rosettenmeerschweinchen herausfangen. Mein Mann fragte dann etwas mitleidig, ob denn nun das andere Weibchen dort drin alleine bliebe. Da wohl kein anderes Weibchen mehr „vorrätig“ sei, würde es wohl bis zur nächsten „Lieferung“ von Meerschweinchenweibchen alleine bleiben, antwortete uns die Mitarbeiterin des Gartencenters. Da wir das nun auch nicht wollten, hatte mein Mann von da an ein „eigenes“ Meerschweinchen bekommen, Leli, ein Glatthaar in sepia-buff.

Kurz danach haben sich meine damalige Freundin und ich nicht mehr verstanden und auch die Art und Weise, wie sie mit der kleinen Mila umgegangen ist, hat mir nicht gefallen. Schlussendlich haben wir uns darauf geeinigt, dass ich Mila behalte, obwohl ich sie ja eigentlich gar nicht wollte.

Und wie es so kommen musste, zuletzt hat die liebenswerte und süße Mila mein Herz dann doch noch erobert.

Mila war die kleinste der drei kleinen Schweinchen und hat bei ihrer Aufnahme nur 285g gewogen. Nicht mal 300g, erst ab diesem Gewicht vermitteln wir unsere kleinen ja erst, da sie dann wesentlich weniger anfällig und von der Mutter unabhängig sind. Aber das ist mir erst mit der aktiven Mitarbeit im Verein bewusst geworden. Bis heute sind Mila, Lola und Leli eher klein gebliebene Schweinchen, natürlich wissen wir auch nichts von deren Vorgeschichte.

Ihr Leben lang war Mila ein eher unauffälliges Schweinchen, weder richtig zutraulich, noch richtig scheu. Dieses Jahr im Frühjahr/Sommer waren Mila, Lola und Leli dann längere Zeit krank, vermutlich aufgrund schlecht gewordenem Heu. Ich gab ihnen wochenlang zweimal täglich Päppelbrei mit Darmflora-aufbauender Nahrungsergänzung und setzte sie auf eine Diät mit Heu und nicht-wässrigem Frischfutter. Und ich war heilfroh, dass sich alle drei wieder erholten, nach so langer Pflege und wieder richtig proper wurden. Leider hatte Mila plötzlich vor einigen Wochen einen Hühnerei-großen Abszess am Hals und ich hatte schon die schlimmsten Befürchtungen. Aber der Abszess wurde geöffnet, dann noch operiert und heilte dann recht schnell ab und ich schöpfte neue Hoffnung. Leider hatte Mila bis dahin schon viel vom wiedergewonnenen Gewicht verloren und die Ursache davon war noch nicht gefunden. Sie fraß auch mit Schmerzmitteln nicht mehr richtig und wie sich dann durch Röntgenbilder herausstellte, hatte sich ein Backenzahn entzündet. Dieser Backenzahn sollte am 8.12. gezogen werden und im gleichen Zuge die anderen Backenzähne gekürzt werden, denn diese hatte sie schon länger nicht mehr richtig benutzt und waren zu lang geworden.

Leider war der entzündete Backenzahn in der Mitte, denn auch nach dessen Entfernung standen die Prognosen schlecht. Nicht nur, dass der armen Mila in regelmäßigen Abständen die Backenzähne in Narkose hätten gekürzt werden müssen, es bestand sogar die Gefahr, dass der vordere Backenzahn „umkippt“ und in die falsche Richtung gewachsen wäre.

Außerdem war an der Stelle, wo der entzündete Backenzahn war, bereits ein Geschwür in der Mundschleimhaut und im Mäulchen hatten sich schon Haare vom Putzen gesammelt.

Daher habe ich dem Rat der Tierärztin zugestimmt und habe sie nicht mehr aufwecken lassen, sondern für immer schlafen lassen.

In der letzten Zeit war Mila immer sehr anhänglich gewesen, immer in der Erwartung, dass ich ihr vielleicht etwas zu Fressen bringen könnte. Sie wollte ja fressen, aber gerade hartes Gemüse konnte sie nicht mehr kauen und so gab es mehrmals am Tag Päppelbrei, den sie freiwillig und gierig fraß. Sie kam sofort an, wenn ich die Hand zu ihr hinhielt und ließ sich ohne Probleme herausnehmen, sie war eine kleine Kämpferin und das machte es mir umso schwerer, die letzte Entscheidung für sie zu treffen.

Ich habe sie am Abend wieder von der Tierärztin abgeholt und sie im Garten beerdigt, nun liegt sie neben Lupin, den sie zu Lebzeiten nie kennen gelernt hat.

Meine liebe Mila, auch wenn ich dich damals gar nicht wollte, weißt du doch, dass du mir mittlerweile sehr ans Herzen gewachsen bist…


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