TÜV - Gesundheitsvorsorge:

Beim wöchentlich stattfindenden Meeri-TÜV sollte man sich beim Tier folgendes anschauen:

Gewicht:  Wiegt eure Meerschweinchen am besten auf einer digitalen Küchenwaage und notiert euch das Gewicht in einer Tabelle. So kann man einen Gewichtsverlust oder starke Zunahmen schnell erkennen. Bitte immer unter gleichen Voraussetzungen wiegen (z.B. vor der Fütterung, gleiche Tageszeit), um vergleichbare Daten zu erhalten. Bei einer Gewichtsabnahme von mehr als 50g/Woche ist ein Tierarztbesuch angeraten. Meerschweinchen sind Meister im Verstecken von Krankheiten, oft fallen solche Prozesse zuerst durch Gewichtsverlust auf. Bei allen Krankheiten gilt schließlich, je früher sie erkannt werden, desto besser!

Fell:  Das Fell muss glänzen und es dürfen keine kahlen Stellen zu sehen sein. Schaut euch auch die Haut an. Diese muss frei von Parasiten und Schuppen sein. Bei einigen Schweinchenrassen wie Langhaarrassen und Teddys können Schuppen öfters vorkommen, das muss nicht zwingend auf Parasiten hindeuten, dennoch kann die Haut dieser Schweinchen unterstützt werden. Werden viele Hautschuppen entdeckt, muss das Fell genauer auf das Vorhandensein von Parasiten wie Milben oder Haarlingen überprüft werden.

Finden sich im Fell deutliche Anzeichen für Parasiten wie sich bewegende Pünktchen, kahle Stellen, gerötete Haut oder Wunden, muss ein Tierarzt/-ärztin konsultiert werden, der den Parasit bestimmt und die passende Behandlung auswählt. Auf dem folgenden Foto sieht man Wunden, die durch einen Haarlingsbefall verursacht wurden.

Besonderheiten bei langhaarigen Rassen:  Um Verklebungen in der Poregion zu vermeiden, sollte man hier das Fell regelmäßig kontrollieren und evt. kürzen. Verfilzungen sollten ausgeschnitten werden. Das folgende Bild ist ein Beispiel für zu langes Fell, besonders in der Poregion.

Im Sommer ist es sinnvoll, Haare zu kürzen, da Meerschweinchen zu große Hitze nicht vertragen und sich diese unter dem langen Fell stauen würde. Zudem kann man, gerade in langem Fell, Fliegenmaden sehr schlecht erkennen. Im Folgenden sieht man das gleiche Schweinchen mit praktischer Sommerfrisur.

Abtasten:   Tastet eure Meerschweinchen komplett von Kopf bis zu den Pfötchen ab und achtet dabei auf Schwellungen, Verhärtungen und Bisswunden. Tastet beidseitig, um Veränderungen festzustellen. Jeder Knubbel, der beim letzten TÜV noch nicht entdeckt wurde, bedarf einer Abklärung durch den Tierarzt/-ärztin. Natürlich gibt es harmlose Knubbel wie Lipome, aber es gibt auch eine Vielzahl von anderen Möglichkeiten. Beispiele sind Tumore, vergrößerte Lymphknoten, die auf eine Infektion hindeuten können oder Abszesse. Auch hier gilt: je früher erkannt, desto besser! Auch ein Abbau der Muskulatur kann auf diese Weise bemerkt werden.

Um die Bauchseite und die Beine und Füßchen besser abtasten zu können, empfiehlt es sich, das Schweinchen sanft auf den Rücken zu drehen. Dies geht am besten, indem ihr das Schweinchen aufrecht auf seine Hinterfüße stellt und mit einer Hand seinen Po stützt. Dann rollt ihr das Schweinchen über seinen Po vorsichtig und langsam nach hinten ab. Die meisten Schweinchen gewöhnen sich sehr schnell daran.

Auf dem folgenden Bild seht ihr ein Atherom, das in Form eines Knubbels in der Poregion aufgefallen ist. Da es früh erkannt wurde, war nur ein kleiner, schonender Eingriff nötig und das Atherom heilte problemlos ab.

Pfötchen:   Die Krallen müssen kontrolliert und bei Bedarf geschnitten werden. Dabei muss darauf geachtet werden, die Blutgefäße nicht zu verletzen. Sollte dies trotzdem einmal passieren, hilft es, blutstillende Watte zur Hand zur haben und in den Folgetagen muss die betroffene Zehe genau beobachtet werden, ob sich eine Entzündung bildet. Verschmutzungen an den Pfotchen und Krallen können durch einen mit warmem Wasser getränkten Wattepad meist gut entfernt werden.

Die Ballen dürfen nicht wund sein und die Hornhaut darf nicht gerötet oder zu stark ausgeprägt sein. Sollte eine Rötung vorhanden sein, muss genau nachgesehen werden, ob sich ein Ballenabszess an dieser Stelle gebildet hat. In diesem Fall muss das Schweinchen baldmöglichst einem Tierarzt/-ärztin vorgestellt werden. Ist die Haut lediglich gereizt oder trocken, kann mit entsprechenden Salben abgeholfen werden.

Auf dem folgenden Bild sieht man deutlich zu lange Krallen an den Hinterfüßchen eines Schweinchens.

Werden Krallen nicht regelmäßig gekürzt, steigt das Verletzungsrisiko, da die Tiere mit ihren zu langen Krallen hängenbleiben können, was zum Ausreißen der Kralle und Entzündungen führen kann. Außerdem können Fehlbelastungen zur Abszessbildung führen. Ein Beispiel für einen früh entdeckten Ballenabszess und geröteter Haut sieht man hier:

Augen:   Die Augen müssen klar und glänzend sein. Sie dürfen nicht tränen oder verkrustet sein, noch darf das Schweinchen die Augen krampfhaft zukneifen. Übermäßiger Tränenfluss kann auf eine Infektion wie beispielsweise eine Bindehautentzündung hindeuten, das Schweinchen muss beim Tierarzt/-ärztin vorstellig werden. Zudem muss auf Trübungen geachtet werden.

Auf dem folgenden Foto sieht man eine Augentrübung, die durch eine Hornhautverletzung verursacht wurde. Dies passiert recht häufig, indem sich Tiere versehentlich spitze Gegenstände wie zum Beispiel Heu- oder Strohhalme ins Auge pieksen. Eine solche Verletzung kann sehr gut durch einen Tierarzt/-ärztin behandelt werden und heilt in der Regel problemlos ab. Trübungen können aber auch andere Ursachen haben, beispielsweise eine Diabetes. In jedem Fall ist ein Tierarzt/-ärztin zu konsultieren.

Nicht bedenklich dagegen sind weiße Ablagerungen im Auge. Diese so genannte ossäre Choristie kommt bei Meerschweinchen häufig vor, sie kann und muss nicht behandelt werden, das Schweinchen hat damit in der Regel keinerlei Probleme. Ossäre Choristie kommt sowohl bei schwarzen wie auch bei roten Augen vor. Auf dem folgenden Bild ist ein Beispiel dafür zu sehen.

Ohren:   Die Ohren der Schweinchen sollten sauber sein, ohne Verkrustungen, Schuppen oder wunde Stellen. Sind äußerlich gerötete oder weiß beflaumte Stellen erkennbar (weißes Fell am Ohr ist normal), kann dies auf einen Pilz hindeuten, hier ist ein Tierarzt/-ärztin zu konsultieren. Sind im Inneren des Ohrs viele Verschmutzungen, muss genau hingesehen werden. Handelt es sich lediglich um überschüssiges Ohrschmalz, kann dieses mit einem Ohrreiniger gelöst und vorsichtig mit einem Wattepad oder Wattestäbchen entfernt werden. Dabei muss darauf geachtet werden, mit dem Wattestäbchen nicht in den Gehörgang einzudringen. Sind aber Verkrustungen, Ausfluss oder Blut zu erkennen, muss das Schweinchen dem Tierarzt/-ärztin vorgestellt werden, denn dahinter könnte ein Befall mit Ohrmilben stecken oder auch eine Ohrenentzündung.

Im folgenden Extremfall sieht man eine Umfangsvermehrung im Ohr, die durch das Schweinchen blutig gekratzt wurde, dahinter verbarg sich auch eine Otitis.

Nase:   Die Nase muss trocken und darf nicht verkrustet sein. Es darf kein Sekret aus der Nase austreten. Wenn ihr auf die Atmung des Schweinchens hört, darf kein lautes bzw. rasselndes Geräusch zu hören sein. Sollten Krusten, Ausfluss oder ein auffälliges Atemgeräusch festgestellt werden, muss das Schweinchen unbedingt einem Tierarzt/-ärztin vorgestellt werden. Atemwegserkrankungen und -infektionen sind nämlich beim Schweinchen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und nicht wie ein harmloser, leichter Schnupfen wie bei uns Menschen zu betrachten. Eine adäquate Behandlung ist dringend nötig, da sonst die Gefahr einer Lungenentzündung oder dass die Beschwerden chronisch werden, besteht.

Mäulchen:   Die Lippen dürfen nicht verkrustet sein. Sind doch Krusten vorhanden, kann das auf Lippengrind hindeuten. In diesem Fall sollte das Schweinchen einem Tierarzt/-ärztin vorgestellt werden, der die Art und die Dauer der Behandlung festlegt. Auch sollen sie nicht eingerissen oder verletzt sein. Die Vorderzähne müssen gleichmäßig und nicht zu lang sein. Ist ein Schneidezahn abgebrochen oder sind die Zähne schief abgenutzt, muss in jedem Fall ein Tierarzt/-ärztin konsultiert werden. Für Zahnprobleme aller Art gibt es die unterschiedlichsten Ursachen und damit auch Behandlungsmöglichkeiten. Sind die Zähne schief abgenutzt, liegt das Problem oft nicht bei dem Schneidezähnen selbst, sondern tiefer im Mäulchen, z.B. bei den Backenzähnen. Bei Zahnproblemen aller Art ist es sehr wichtig, sich an einen Tierarzt/-ärztin zu wenden, der sich mit Zahnheilkunde gut auskennt.

Das folgende Foto zeigt Verkrustungen durch Lippengrind, der hier sehr stark fortgeschritten ist.

Das folgende Bild zeigt ein Beispiel für schief abgenutzte Schneidezähne.

Poregion und Geschlechtsteile:   Beim Böckchen sollte darauf geachtet werden, dass der Penis von der Vorhaut umschlossen ist und keine Verkrustungen, Haare und Streu ein Einziehen des Penis verhindern können. Sollte dies doch einmal der Fall sein, kann die Region vorsichtig mit Hilfe eines Wattestäbchens und Babyöl gereinigt werden. Böckchen haben noch eine Besonderheit, eine ausgeprägtere Perinealtasche, die besonders mit steigendem Alter dazu tendiert, zu verstopfen. Die Tasche befindet sich zwischen Penis und Anus, bei Kastraten ist sie gewöhnlich kleiner. Solange die Perinealtasche nicht deutlich sichtbar gefüllt ist, braucht sie auch nicht gereinigt werden, das erledigt das Böckchen selbst. Ist sie doch einmal gefüllt, sie durch sanften Druck mit Daumen und Zeigefinger ausgestülpt werden und ebenfalls mit Hilfe von Babyöl und einem Wattestäbchen sanft gereinigt werden. Mehr über die Perinealtasche kann hier nachgelesen werden: Wilbert-weiss-Warum-Perinealtasche

 Böckchen, Kastrat

Die auf dem nächsten Bild gezeigte Geschlechtsregion eines Böckchens muss gereinigt werden.

Das folgende Bild zeigt eine gefüllte Perinealtasche eines Böckchens, die gereinigt werden muss.

Bei Weibchen muss die Geschlechtsregion ebenfalls sauber und trocken sein, Weibchen haben keine Monatsblutung. Findet sich also Blut oder Sekret in der Region, hat dieses eine andere Ursache, das Schweinchen muss dem Tierazt/-ärztin vorgestellt werden.

Weibchen

Ist die Geschlechtsregion des Meerschweinchens nass und es geht ein unangenehmer Geruch davon aus, kann die Ursache hierfür bei Blasenproblemen liegen. Blasenprobleme sind vielfältig und reichen von Entzündungen bis zu Blasengries und Steinen. Bei Weibchen können auch Gebärmutterprobleme dahinterstecken. Die Behandlungspläne sind sehr unterschiedlich, das Schweinchen muss zur Diagnostik und Behandlung in jedem Fall zu einem Tierarzt/-ärztin.

Auf dem folgenden Bild sieht man die nasse und verklebte Geschlechtsregion eines Weibchens mit Blasenproblemen.

Zudem muss noch die Poregion genau angeschaut werden, sie muss trocken und sauber sein und darf nicht kotverschmiert sein. Ist sie doch verschmiert, sollte ein Blick auf die Köttel geworfen werden, ob diese geformt sind, oder ob Durchfall oder Matschkot vorliegt. In diesem Fall muss das Tier beim Tierarzt/-ärztin vorstellig werden, denn auch für Verdauungsprobleme gibt es zahlreiche Ursachen.

Eine verschmutzte Po- oder Geschlechtsregion muss natürlich saubergemacht werden. Verschmutzte Strähnen können weggeschnitten werden. Die Poregion selbst kann entweder unter fließendem Wasser gereinigt werden oder aber mit Hilfe einer Schüssel.

In die Schüssel wird dabei mit wenig lauwarmes Wasser mit ein paar Tropfen Welpenshampoo gegeben und das Tier so hineingestellt, dass nur die verschmutzte Region und die Hinterbeine im Wasser sind, mit den Vorderbeinchen kann sich das Schweinchen gut am Schüsselrand abstützen. Mit der einen Hand wird das Tier am am vorderen Teil des Bauchs gehalten und gestützt, mit der anderen Hand kann die betroffene Region gereinigt werden. Die Shampooreste werden anschließend durch eine Wiederholung des Vorgangs mit klarem Wasser ausgespült. Anschließend wird das Tier mit einem Handtuch abgetrocknet und trockengeföhnt. Das Saubermachen sollte bei einem Entzündungsvorgang aber erst dann durchgeführt werden, wenn die Entzündung vollständig abgeklungen ist. Außerdem ist es sehr wichtig, dass das Schweinchen komplett trockengeföhnt ist, um nicht eine (erneute) Blasenentzündung zu riskieren und dass die Temperatur des Föhns nicht zu warm ist.

 

Nachdem der TÜV durchgeführt wurde, freut sich jedes kleine Schweinchen über ein Leckerchen und eine Kuschelrolle, in die es sich nach der ganzen Prozedur zurückziehen kann, um mal tiiiiief durchzuatmen.

Für die kleine Fotoserie standen unter anderem Modell: Patenschweinchen Wilhelm, Patenschweinchen Flashy, Patenschweinchen Yoko, Patenschweinchen Cortina, Patenschweinchen Radieschen, sowie die Gruppe von Wilbert vom Weizen, zu allen Folgen der Kolumne mit viel Wissenswertem rund uns Schweinchen geht es hier.

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