Es ist schon einige Momente her, seitdem Patenbub Vitus und Patendame Radieschen uns verlassen haben und dem einen oder anderen ist es wohlmöglich auch verwundert aufgefallen, dass sie noch keinen Abschied in den News bekommen haben. Das holen wir selbstverständlich nach.

Vitus und Radieschen bekommen einen gemeinsamen Post, da die beiden sich wirklich gut getan haben und gerade Vitus eine tragende Rolle für Radieschens Seelenheil beigetragen hat. Leider war Vitus nur wenige Monate im Verein und damit bei Radieschen und hat seine alte Dame somit auch schon wieder viel zu früh verlassen. Aber fangen wir mit Radieschen an:

Am 20.12.2017 wurde Radieschen zusammen mit ihrer damaligen Partnerin Nougat bei uns abgegeben. Nougat fand schnell ein Plätzchen. Aber Radieschen erging es da anders. Schon früh zeihte sie ein relativ aggressives Verhalten und konnte sich nur schwer in Gruppen integrieren. Hinzu kam noch eine Diagnose einer Zahnfehlstellung, die sogar mittels CT abgeklärt wurde. Radieschen musste fortan alle paar Wochen zum Zähnekürzen. Somit fand Radieschen den Weg in unsere Patenabteilung und hatte sogar das Glück, in eine der beiden Privatgruppen der Pflegestelle unterzukommen. Dort mischte sie, wie auch schon in der Vermittlungsgruppe vorher, die Gruppe ordentlich auf. Aggressiv und wütend kannte sie nur eine Haltung: Angriff ist die beste Verteidigung. Aber irgendwann musste sie aufgeben und führte fortan eher eine Koexistenz in der Gruppe, anstatt mit der Gruppe wirklich "zusammen" zu leben. Ihre innerliche Unzufriedenheit und der innerliche Stress führten sogar zu einem hormonellen Ungleichgewicht, weshalb sie in stressigen Phasen ihr Haarkleid verlor.

Das änderte sich mit dem Tag, als Patenomi Yentl in der Pflegestelle einzog. Für Radieschen änderte sich die ganze Welt. Yentl nahm sie an, genauso wie sie war. Sie scherte sich nicht um ihr Aussehen oder ihren ruppigen Charakter. Sie gab Radieschen Zuneigung und ehrliche Aufmerksamkeit. Genau das, was unser verstörtes Mäuschen gebraucht hat. Radieschen lies sich endlich fallen und verbrachte jede Minute in direkter Nähe zu ihr. Sie fraßen gemeinsam, schliefen zusammen in einem Häuschen und folgten sich auf Schritt und Tritt. Ihre Stimmung und ihr Gesundheitszustand verbesserten sich schlagartig. Ihr Fell wuchs sauber nach und sie fing sogar an sich in die Gruppe zu integrieren.

Leider erlitt sie etwa ein Jahr später einen Rückfall, als die beiden Privatgruppen nach dem Tod eines Haremschefs zusammengelegt wurden. Acht Schweine auf einem Haufen, das war Radieschen zu viel Trubel. Sie zog sich wieder zurück, wurde unsicher und verlor auch diesmal wieder ihr Fell. Radieschen und Yentl wurden also von der Großgruppe getrennt, und da es zu zweit schon öde ist, zog ein empathischer und rücksichtsvoller Schweinemann zu den beiden. Patenbub Rico. Diese Konstellation war für Radieschen das reinste Paradies. Sie verstand sich mit dem rücksichtsvollen Rico auf Anhieb. Radieschen war endlich angekommen.

Es hätte so schön bleiben können, nur leider machte Mutter Natur dieser Einigkeit einen Strich durch die Rechnung. Viel zu früh verlor Radieschen ihre beiden geliebten Partner. Und beide auch noch in einem Abstand von nur einer Woche. Rico musste wegen schnell und aggressiv wachsender Tumore erlöst werden. Eine Woche später entschlief die 8-Jährige Yentl. Für Radieschen war das natürlich ein herber Schock. Und auch wir fragten uns, wer für Radieschen als Partner in Frage käme, das sie doch ein schon recht spezielles Meerschwinchen ist. Aus der Nachbargruppe wurde kurzerhand ein fünfjähriges Weibchen abgeordert, welche ruhig war und selbst auch ein wenig "eigenbrödlerich". Sie versuchte Konflikten immer aus dem Weg zu gehen und war alles andere als Streitlustig. Und so funktionierte es auch wunderbar mit Radieschen. Es war nicht mehr die Liebe wie mit Rico und Yentl. Aber die beiden arrangierten sich auf positive Weise.

Natürlich sollte es nicht bei dem einem Schicksal bleiben… Bei Radieschen wurden Eierstock-Tumore festgestellt und im August 2021, noch nicht einmal vier Monate später nach dem Verlust von Rico und Yentl, verstarb auch ihre neue Freundin Sara aufgrund aggressiv wachsender Tumore im Bauchraum. Und wieder war Radieschen allein. Und wir fragten uns: Wie schafft so eine angeschlagene Seele das überhaupt? Wie stark kann man sein? Was muss dieses kleine Geschöpf eigentlich ertragen?

Es half nichts, auch Radieschen musste mit ihrem Leben weitermachen und wir mussten versuchen sie so gut es geht dabei zu unterstützen. Also ging die Suche nach einem neuen Partner für Radieschen wieder von vorne los. Und hier kommt Vitus ins Spiel:

Vitus wurde mit einer stärkeren Blasensteinproblematik als Patentier abgegeben und passte von der Beschreibung her (ruhig, verständnisvoll, freundlich) zu Radieschen. Angekommen im Gehege gab es mit Radieschen erst einmal ordentlich Zoff. Hatte sie nun einfach keinen Bock mehr auf ständig wechselnde Partner. Aber schon am nächsten Tag saßen die beiden Fellnasen seelenruhig nebeneinander am Futternapf und es entwickelte sich schnell eine liebevolle Freundschaft zwischen den beiden. Das war genau das, was wir uns erhofft haben und natürlich auch was wir uns für beide gewünscht hatten. Denn natürlich waren wir uns auch unsicher, ob eine ältere Dame für den etwa vierjährigen Vitus wirklich in Ordnung ist. Gelangweilt, hat sich Vitus aber nie. Er schaffte es gekonnt, Radieschens Reserven zu aktivieren. Außerdem hatte er ein großes Interesse am menschlichen Treiben.

Wie schon erwähnt, kam Vitus mit einer Blasenstein-Problematik zu uns. Selbstverständlich wurde er damals schon mit viel Aufmerksamkeit und Liebe gepflegt und unterstützt, sodass ein Großteil der Steine ausmassiert werden konnten. Dennoch machten ihm die restlichen Steine große Probleme und er entwickelte große Schmerzen. Er wurde geröngt und da der Verdacht Nahe lag, dass ein großer Stein die Harnröhre blockieren könnte, wurde er auch umgehend operiert. Während der OP stellte sich heraus, dass das größte Problem noch nicht mal die Steine waren, sondern eine schmerzhafte verwucherte Veränderung an der Blasenwand. Ein Tumor konnte ausgeschlossen werden. Allerdings plagten Vitus auch noch Tage und Wochen nach der OP Schmerzen und Entzündungen, die selbst mit unterschiedlichen Antiobiotika-Programmen nicht einzudämmen waren. Wir taten alles uns in der Macht stehende. Er wurde weiterhin pflanzlich unterstützt, er wurde zusätzlich mehrfach täglich zugefüttert mit seinem liebsten Päppelbrei. Doch er nahm weiterhin ab und seine Augen verloren langsam den Glanz. Ein weiteres Mal ließen wir ein Röntgenbild anfertigen und zusätzlich einen Ultraschall machen, auch eine zweite Praxis wurde zu Rate gezogen. Doch am Ende half nur noch die Erlösung.

Vitus verbrachte nicht lange bei uns im Verein. Er kam am 06. August 2021 in den Verein, und hat somit genau 3 Monate in der Pflegestelle gelebt. Es begann so harmonisch und endete dann doch in einem langen und harten Kampf. In diesen 3 Monaten schlich er sich aber genauso stark in unsere Herzen und eroberte sie dann im Flug. Seine freundliche und offene Art und sein Urvertrauen machten ihn zu einem ganz besonderen unverwechselbaren kleinen Wesen. Ihn kennenlernen zu dürfen war ein Segen. Es schmerzt unglaublich, dass wir ihn gehenlassen mussten. Wir vermissen ihn sehr.

Radieschen zog daraufhin zur kleinen Damengruppe in der Pflegestelle, dessen Haremswächter Vitus werden sollte, wenn Radieschen gehen sollte. Die mittlerweile 8,5-jährige Radieschen wurde des Lebens müde. Zu viel musste diese kleine Seele schon erleben und ertragen. Sie bemühte sich nicht mehr um die anderen. Suchte ihre Ruhe und ihren Frieden. Die Mädels nahmen sie in ihren letzten Tagen lieb auf und ließen ihr ihren Freiraum. Sie nutzte den Moment zwischen Silvester und Neujahr. Das kleine Zeitfenster, als die Menschen draußen miteinander aufs Jahr 2022 anstießen. Und folgte ihren Freunden auf die immergrüne Wiese. Dieser Abschied traf aufgrund der ganzen Ereignisse besonders hart. Noch immer kann ich das Gehege nicht betreten, ohne an sie zu denken und ein Tränchen zu vergießen.

Vitus und Radieschen: Wir hoffen ihr habt euch hinter der Regenbogenbrücke gut eingelebt und spürt noch immer die Wärme und die Liebe, die euch während der Zeit hier auf Erden gegeben wurde. Unvergessen.

Als Gott sah, daß der Weg zu lang,
der Hügel zu steil,
das Atmen zu schwer wurde,
legte er seinen Arm um dich und sprach:
"Komm heim."


 

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