Nachträglich zum Jahr 2019 müssen wir euch natürlich noch die traurigen Nachrichten weiterer Patenschweinchen verkünden. So nehmen wir hier an dieser Stelle noch Abschied des liebevollsten kleinsten Opas der Welt – unserem goldigen Ernie.

Ernie entschlief zur Mittagsstunde am 20. November 2019 im Beisein seiner Pflegemutter, warm und kuschlig eingebettet. Er durfte 8,5 Jahre alt werden. Ein stolzes Alter. Die Art, wie Ernie den Weg Richtung Regenbogenbrücke ging, ist eine wie wir sie uns eigentlich für alle unsere Schützlinge wünschen. Nämlich ruhig, geborgen, geliebt und in den vertrauten vier Wänden. Dennoch bringen auch diese Abschiede den Schmerz des Verlustes mit sich. Vor allem wenn es sich um solche unvergleichlichen Persönlichkeiten handelt wie es unser Ernie war. Sicherlich, jedes unserer kleinen Fellnasen ist unverwechselbar und bleibt in unseren Herzen, aber im Zuge des Abschieds ist es, als würde das gesamte Wesen des kleinen Engels noch einmal alle Räume durchfluten und sich für immer irgendwo einnisten. Das ist auch ein schönes Abschiedsgeschenk, was sie bei uns lassen.

Ernie wurde im April 2011 geboren und kam als junger Mann mit etwa einem Jahr zu uns in den Verein. Jung und knackig war er bereit, die Damenwelt weiter zu erobern und fand alsbald auch eine fürsorgliche Familie mit viel Herz für die kleinen Schweine. Dort lebte er viele Jahre, bis zu dem Tag, an dem seine letzte Dame der neuen Familie den Weg über die Regenbogenbrücke antreten musste. Ernie war somit der letzte des kleinen Rudels und zu diesem Zeitpunkt auch schon 8 stolze Jahre alt. Die Halter entschieden sich dazu, Ernie an den Verein zurückzugeben, dass er dort noch die Chance hat ein ruhiges und behütetes Leben führen zu können, im Kreise einiger betörender Weibchen.

Ernie war also nicht nur ein rüstiger Senior, als er im April 2019 in den Verein zurückkam, sondern auch ein wenig zahnlos. Seine beiden oberen Schneidezähne fehlten, die unteren mussten regelmäßig gekürzt werden. Sein Essen bekam der süße Knopf in Streifen und in Stifte geschnitten. Ernie war das nach all der Zeit natürlich gewohnt und konnte super mit der Situation umgehen. Ernie wird daher für uns immer als Beispiel im Herzen liegen, wenn wir Haltern den Mut machen, ihre Tiere trotz fehlender Zähnchen die Chance zum Leben geben zu können. Denn leider gibt es immer noch genug Tierärzte, die aufgrund der eingeschränkten Lebensqualität von Zahnschweinchen zu einer Erlösung raten… Furchtbar… Aber unser Ernie zeigte bis zum Schluss, dass die fehlenden Zähnchen in keinster Weise zum Verlust von Lebensqualität führen. Vielmehr noch bereicherte er mit seiner Sonderbehandlung auch die anderen Gehegemitbewohner. Denn schließlich durften sie jetzt auch von den fein geschnittenen Gemüsehappen profitieren, so isst es sich doch am besten.

Als Ernie in den Verein zurückkam zeigten sich auch schon Anzeichen von Arthrose in seinen Hinterbeinen. Im Laufe der Monate in seiner Patenstelle wurde dies auch etwas mehr, sodass der kleine Mann immer leicht „erhöht“ lief und sich auch gar nicht mehr wirklich zum Ausruhen hinlegte und nur noch in dieser seltsamen Position schlief. Aber ihn schien es recht wenig zu stören und so verbrachte er auch stunden friedlich in seinem Tunnel dösend bis der Hunger ihn wieder zum Futternapf leitete. Es war erstaunlich, wie gelassen Ernie mit seinen „Wehwehchen“ umzugehen wusste. Mit seiner Gelassenheit und Tiefenentspannung schaffte er es sogar, seine quirligen Gehegekameradinnen ein wenig zur Ruhe zu bringen. Und auch der zweite Bock im Gehege hatte mit Ernie keine Probleme (natürlich auch nur, nachdem Ernie ihm versprochen hatte, seinen Damen nicht zu nahe zu kommen oder gar anzubrommseln. Was für Ernie aber kein Problem darstellte).

Ernie hatte Freude am Leben und Lust am Leben, sein Interesse hielt bis zum Schluss an. So war es doch schmerzlich mit anzusehen, als Ernie realisieren musste, dass sein Körper leider nicht mehr so möchte wie sein Geist. In den Wochen vor seinem Abschied zeigte sich schon, dass seine Kraft immer mehr schwindet. Ernie versuchte trotzdem weiter dies gekonnt zu verdrängen. Er wollte einfach nicht schlapp machen. Doch in der Nacht zum 20. November konnte der kleine Mann sich auch schon nicht mehr auf den Beinen halten. Und das, wo Ernie es doch nur noch bevorzugte im Stehen zu schlafen. Damit es er trotzdem weich und warm liegen kann, wurde der schöne Senior umgehend in kuschelige Tücher gehüllt. Seine Pflegegurkenschnipplerin wich ihm nicht mehr von der Seite. Ernie verstand leider erst in seinen letzten Atemzügen, dass er gehen darf, dass er alles Erdrückende auf seiner Brust loslassen kann und eine Reise zu einem Ort antreten kann, wo es keine Schmerzen, keine Arthrose und keine Zahnprobleme gibt. Wo die Wiesen immer saftig und grün sind und wo die schon warten, die die Reise schon vor ihm angetreten haben. Daraufhin konnte er sich endlich gehen lassen und friedlich entschlafen.

Kleiner lieber Ernie, bitte grüße uns die anderen Engelchen hinter der Regenbogenbrücke. Sag ihnen, dass wir sie immer noch lieben und im Herzen tragen. Genau wie dich. Mach es gut kleiner Stern.

Da ist ein Land der Lebenden und ein Land der Toten.
Und die Brücke zwischen ihnen ist die Liebe,
das einzige Bleibende, der einzige Sinn.
 
Thornton Wilder
 

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